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"USA sind nicht alleinige Weltmacht"

Von Klaus Huhold

Politik

US-Experte sieht Konkurrenz durch EU und China. | Wien. Nach dem Untergang der Sowjetunion wurde lauthals das Zeitalter der USA als einziger Supermacht auf dem Globus verkündet. Heute, etwa 20 Jahre danach, trifft dieser Befund auf keinen Fall zu, meint Parag Khanna. Der Politikforscher des US-Thinktanks "New America Foundation" zählt China und die EU ebenso zu den Weltmächten.


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Für seine Analyse nennt Khanna wirtschaftliche Gründe. "Um eine Supermacht zu sein, muss man eine global einflussreiche Wirtschaft haben. Und Europa verfügt über 25 Prozent der Weltwirtschaft, die USA auch, und Chinas Anteil wächst und beträgt jetzt schon um die 15, 16 Prozent", sagt der renommierte Buchautor bei einem Hintergrundgespräch mit österreichischen Journalisten.

Doch was macht eine Supermacht sonst noch aus? "Supermacht zu sein heißt, weltweit einflussreich zu sein, Allianzen aufgebaut zu haben, Einfluss auf die Politik und Wirtschaft in allen globalen Regionen zu haben", betont der Experte für internationale Beziehungen.

Teilweise konkurrieren daher die USA, China und die EU schon heftig, teilweise gibt es Allianzen (etwa zwischen EU und USA in der Iran-Frage).

Jedenfalls ergibt sich aus dieser Konstellation "ein geopolitischer Markt", sagt Khanna. Er nannte bei einem Vortrag vor dem "Österreichischen Institut für Internationale Politik" Südamerika als Beispiel. Auch wenn die Vereinigten Staaten dort noch viel Einfluss haben, ist Südamerika schon lange nicht mehr Washingtons Hinterhof. Europa macht dort immer mehr Geschäfte, und es gibt bereits eine strategische Partnerschaft zwischen Brasilien und China.

Generell sorgt das Erstarken von China für neue Realitäten. Länder wie Kuba oder Nordkorea, die von den USA als Schurkenstaaten bezeichnet werden, werden von China strategisch, finanziell und militärisch unterstützt. Dies sei kein Zufall, betont Khanna, sondern ein Beleg für eine indirekte globale Konkurrenz.