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Nach einer Vielzahl an wirtschaftlichen Horrormeldungen scheint nun auch konjunkturell der Frühling wieder in Sicht. Ein zartes Hoffnungspflänzchen wächst in Deutschland: Zwar haben Ökonomen im Frühjahrsgutachten gerade erst erläutert, wie desolat die deutsche Wirtschaft derzeit ist. Doch wie der aktuelle Geschäftsklima-Index des Münchener Ifo-Institutes zeigt, scheint der Boden nun erreicht zu sein.
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Eine Aufwärtsbewegung dieses Index ist deshalb so erfreulich, weil es sich dabei nicht um irgendeine Befragung handelt. Der Ifo-Index gilt vielmehr als verlässlichster Stimmungsbarometer der deutschen Wirtschaft. Er wird aus der monatlichen Befragung von rund 7000 Unternehmen aus Industrie, Groß- und Einzelhandel sowie aus der Bauwirtschaft ermittelt. Aktuell schätzen die befragten Manager insbesondere die Aussichten für die kommenden sechs Monate deutlich positiver ein. Und sie stehen mit ihrem Optimismus nicht alleine da: Auch die Tatsache, dass die Industrieproduktion in den USA in den vergangenen zwei Monaten nicht mehr zurückgegangen ist, weist darauf hin, dass der Tiefpunkt erreicht sein dürfte, wie kürzlich Bernhard Felderer, Chef des IHS und Leiter des Staatsschuldenausschusses, erläuterte.
In den USA ist das Hauptproblem der lahmen Konjunktur der Konsum, weil dieser erstmals seit Jahrzehnten negativ ist. Nur ein langsamer Anstieg der Aktienwerte würde den Konsum wieder beflügeln - und vice versa.
USA peilen Zuwachs an
Diese gegenseitige Aufwiegelung werde zwar langsam gehen, räumt Felderer ein. Dennoch werde sich die Erholung in den USA rascher breit machen als im Rest der Welt. Grund dafür sei unter anderem die US-Preiskultur, die sich ganz anders gestalte als jene in Europa. In den USA sind Preise viel flexibler und werden kurzfristig geändert, Anreize zum Kauf werden hoch gehalten.
Derzeit sprechen US-Wirtschaftsforschungsinstitute sogar darüber, dass sich Ende des heurigen Jahres schon wieder ein kleines Wachstum ausgehen könnte.
Dass die USA bei der Erholung vorziehen, liegt nicht nur daran, dass hier auch die Krise ihren Ursprung genommen hat, sondern auch daran, dass die US-Regierung etwa ein halbes Jahr vor europäischen Kollegen Maßnahmen gegen den wirtschaftlichen Absturz eingeleitet hat.
Wenn jetzt wieder von einem Zuwachs die Rede ist, so nur unter der Annahme, dass Konjunkturpakete greifen - und unter der Voraussetzung, dass Meldungen über weitere Leichen im Keller von Finanzinstituten ausbleiben. In diesem Fall müsste der jeweilige Staat schnell handeln, und zwar "nach dem Muster der Kommunalkredit, nicht nach jenem von Lehman Brothers", erklärte Bernhard Felderer.