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USA verärgert über Frankreichs Hamas-Kontakte

Von Hans-Hermann Nikolei

Europaarchiv

Präsident Sarkozy hat Mittelmeerunion im Blick. | Paris. (dpa) Die Reaktion Washingtons war klar und hart: "Unklug und unangemessen" seien Frankreichs Kontakte zur Hamas, erklärte das US-Außenministerium. Denn der französische Präsident Nicolas Sarkozy schickt sich an, die von der EU und den USA als "terroristisch" eingestufte islamische Palästinenserorganisation gesellschaftsfähig zu machen.


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Es könnte sich etwas bewegen im Nahen Osten. Und Frankreich möchte dies nutzen, um seinen eigenen, stark geschrumpften Einfluss in der Region wieder zu stärken. Davon hängt auch der Erfolg des größten Projekts ab, das Sarkozy als EU-Ratspräsident im zweiten Halbjahr 2008 durchsetzen will: Die "Union für das Mittelmeer". Sarkozy möchte die Mittelmeerunion gemeinsam mit dem ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak führen.

Das von der EU schon arg gestutzte Unions-Projekt ist wegen der Einbeziehung Israels bei den arabischen Mittelmeerstaaten umstritten. Wenn es nicht gelingt, die starren Fronten im Nahost-Konflikt aufzuweichen, könnten Libyen, Syrien und Algerien nach Einschätzung des Pariser Politikforschungsinstituts IFRI der Union fernbleiben. Der Nahost-Konflikt vergifte die ganzen Beziehungen der Araber und Muslime zum Westen, heißt es im Élysée-Palast. Das sei die größte strategische Herausforderung für Europa.

Anders als sein Vorgänger Jacques Chirac, der sich lange gegen die Einstufung der Hamas als Terrororganisation gewehrt hatte, hatte Sarkozy allerdings bisher Kontakte zur Hamas strikt abgelehnt. Auch jetzt noch gibt es - getreu der Vereinbarung mit den EU-Partnern und den USA - offiziell keine Gespräche mit den Islamisten. "Es sind noch keine Beziehungen, sondern Kontakte", sagte Außenminister Bernard Kouchner. Und die liefen "privat" über den früheren Botschafter im Irak, Yves Aubin de la Messuzière.

Doch er erklärte, die Hamas vertrete einen "Teil der Bevölkerung", und ein palästinensischer Staat sei nur mit Gaza zu schaffen. Die Tatsache der Kontakte zur Hamas sei nicht schockierend, erklärt IFRI-Forscher Dominique Moisi. Schockieren könne höchstens, dass Paris sie öffentlich eingestehe.