Außenminister Kerry bei Japan-Besuch um Entschärfung der Korea-Krise bemüht.
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Tokio. Japan stand am 15. April ganz im Zeichen der USA, in zweifacher Hinsicht: Während am Montagmorgen zehntausende Japans beliebtestes Reiseziel "Tokyo Disneyland" stürmten, um den 30. Geburtstag des amerikanischen Exportschlagers zu feiern, traf sich auf politischer Ebene US-Außenminister John Kerry erstmals mit Regierungschef Shinzo Abe in Japan. Zuoberst auf der Agenda stand die Nordkorea-Krise. Kerry bekräftigte, dass die USA Japan im Rahmen der bilateralen Sicherheitsallianz bei einem Angriff von Nordkorea beschützen würden. Der abgeschottete Staat hatte in den letzten Tagen auf Provokationen verzichtet, wohl um die Reaktionen von China, Südkorea und Japan auf Kerrys Besuch abzuwarten, vermuteten Experten.
Angebot an Pjöngjang
Inzwischen setzen die USA, Südkorea und Japan mehr auf Dialog als auf militärische Muskelspielchen. Kerry sagte bei seiner Rede am Tokyo Institute of Technology, dass die USA diplomatische Kanäle für Nordkorea öffnen würden, falls Pjöngjang "echte und glaubhafte" Verhandlungen führe und "bedeutsame Schritte" in Richtung Abrüstung mache. Seine Begründung für den Strategiewechsel: "Das Letzte, was wir jetzt brauchen, sind ein oder zwei Länder, die in entgegengesetzter Richtung zum Trend der Geschichte und zum gesunden Menschenverstand laufen. Die Welt braucht nicht noch mehr Potenzial für Krieg."
Doch "nur Dialog ohne starke Sanktionen", das genüge nicht, kritisierte Ex-Verteidigungsminister Satoshi Morimoto die neue Strategie der USA im Interview mit dem japanischen Fernsehsender NHK. Er gehörte zur von der aktuellen Opposition geführten Vorgängerregierung und unterstellt Abe häufig, die Beziehung Japans zu den USA belastet zu haben. Man müsse Nordkoreas Regierung "in die Ecke treiben", sagte Morimoto. Und zwar, indem die internationale Gemeinschaft, inklusive China, die Devisenflüsse stoppe. Pjöngjang habe bisher aller Verhandlungsbemühungen zum Trotz nie seinen Teil der Abmachungen erfüllt.
Aufforderung an Peking
Auch Kerry zeigte sich von der immer gleichen Strategie Nordkoreas ermüdet. Daher sei er offen dafür, neue Wege zu erkunden. "Und ich möchte insbesondere hören, was die Chinesen zu sagen haben", betonte der US-Außenminister.
Denn Chinas Regierung könnte einen versteckten Kanal zu Nordkorea haben. Er habe in China, wo er Präsident Xi Jinping traf, "sehr offene Gespräche geführt", die es in dieser Form bisher nie gegeben habe, sagte Kerry. Der wichtigste Verbündete Nordkoreas habe sich besorgt gezeigt und Kooperation signalisiert.
Für alle Partner ist klar: Nordkorea muss sich von seinem Atomprogramm verabschieden. Darüber hatte sich Kerry auch mit seinem japanischen Amtskollegen Fumio Kishida ausgetauscht. Er lobte das "sehr konstruktive" Gespräch. Bei einer Pressekonferenz am Sonntagabend scherzte er: "Wir haben so viel Zeit zusammen verbracht, dass wir bald an einen Punkt kommen, an dem wir fast die Sätze des anderen zu Ende führen können."
Kerry erklärte bei seinem Besuch, dass die USA mehr Gewicht auf ihre Präsenz in Asien legen wollten, sowohl diplomatisch als auch militärisch. Der Hauptgrund dafür ist das erstarkende China und das sich verschiebende Machtgefüge in Ostasien.