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VA Stahl mit Rekord -und für schlechtere Zeiten gut gerüstet

Von Helmut Dité

Wirtschaft

Als "einen Markstein in der Geschichte des Unternehmens" präsentierte VA Stahl-Generaldirektor Peter Strahammaer am Freitag die Bilanz des Geschäftsjahres 2000/2001 (per | 31. März): Rekorde bei Umsatz (plus 17%), Ergebnis (EGT plus 51%) und Gewinn je Aktie (plus 43,2%), erstmals deutlich mehr als 5 Millionen Tonnen Rohstahl erzeugt und - "noch wichtiger" - weitere Schritte auf dem Weg zur deutlichen Differenzierung von den europäischen Stahlriesen gesetzt, die alle bei weitem nicht so gute Renditen einfahren wie die Linzer.


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Das mit einem Kapitalrendite (ROCE) von über 12% "am besten rentierliche Stahl-Unternehmen Europas" schlägt demnach auch zu den 1,2 Euro Dividende je Aktie heuer auch die Ausschützung eines Bonus von 70 Cent vor.

Die Rekorde des abgelaufenen Jahres wird man heuer angesichts der deutlichen Konjunkturprobleme - Thyssen Krupp hat sogar schon Kurzarbeit angemeldet - nicht erreichen, dennoch wird auch für 2001/2002 ein "sehr gutes Ergebnis" erwartet. "Jetzt lukrieren wir die Rente aus den langfristigen Kundenbindungen und daraus, dass wir in der Wertschöpfungskette sehr viel tiefer sind als die großen commodity-Produzenten", so Strahammer.

Die Strategie soll daher verstärkt in Richtung der für Kunden "maßgeschneiderten Lösungen aus Stahl" gehen. "VA Stahl wird demnächst wieder Voest Alpine heißen, als Zeichen dafür, dass wir weit mehr als nur Stahl anbieten". Für die Ausrichtung auf einen Verarbeitungskonzern wird die Struktur in vier Divisionen erneuert: Arbeitstitel "Lang neu", "Automotive", "Bahnsysteme" und "Profile". Letztere wird vom zusätzlich neu in den Vorstand berufenen Geschäftsführer der VA Stahl Krems, Wolfgang Spreitzer (49), geführt.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat die VA Stahl ein zusätzliches Umsatzvolumen von rund 250 Mill. Euro (3,5 Mrd. Schilling) erworben, um die konjunkturellen Schwankungen des Stahlzyklus weiter abzufedern. Mit der Drittelbeteiligung am italienischen Press- und Komponentenwerk Turinauto kann VA Stahl erstmals verpresste Karosserieteile anbieten. Die Tochter Voest-Alpine Europlatinen hat 51% des italienischen Automobilzulieferers Euroweld übernommen, womit VA Stahl in der Platinenfertigung zur Nummer 2 in Europa aufrückte. Mit der deutsch-schweizerischen Rotec-Gruppe wurde weiters ein Automobilzulieferer von Präzisionsstahlrohren erworben. Weitere Akquistionen - vor allem im Bereich "Automotiv" sind zu erwarten. Merger-Überlegungen - etwa Polen - oder das Ministahlwerk sind dagegen endgültig passé, der Schwerpunkt liegt auf "endogenem Wachstum".

Ein weiteres Ziel der tiefgreifenden Umstrukturierung und Neupositionierung ist, die große Diskrepanz zwischen Marktkapitalisierung und Eigenmitteln zu verkleinern, um gegen feindliche Übernahmeversuche abgesichert zu sein. Als "fair value"-Vorstellung von Analysten zititierte Strahammer 40 bis 42 Euro je Aktie - statt zuletzt rund 33 Euro. Als eine Abwehrmaßnahme gegen unerwünschte Übernahmeversuche nannte Strahammer auch die Freitag vom Aufsichtsrat genehmigte Mitarbeiterbeteiligung in Höhe von 5% des Aktienkapitals. Das Modell wird morgen, Dienstag, mit dem Betriebsrat unterzeichnet. 12.200 von insgesamt 15.600 Mitarbeitern verzichten dabei auf 1% Lohn- und Gehaltserhöhung und werden "echte Aktionäre". Eine spätere Aufstockung ist denkbar. Rund 3% des Kapitals soll via "stock option"-Programm das Management übernehmen.