Siemens wollte den Markt mit dem Einstieg bei der VA Tech bereinigen. Dieser Ansicht ist VA Tech-Konzernbetriebsrat Anton Beneder. "Mit der Übernahme wird ein Konkurrent beseitigt." Er geht davon aus, dass in allen Bereichen, in denen es Überschneidungen gibt, die Mitarbeiter ihre Jobs verlieren werden.
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Ein Personalabbau von 30% sei wahrscheinlich. Bei einem Alleingang des Linzer Anlagebaukonzerns wären laut Beneder die meisten Arbeitsplätze erhalten worden, da das Unternehmen den großen Umstrukturierungsprozess längst hinter sich hatte.
Der deutsche Elektrokonzern Siemens trifft zwei Fliegen mit einem Schlag: Einerseits wird der kleinere österreichische Konkurrent zum Eigentum, andererseits kann sich Siemens mit dem Industrieanlagenbau einen Zugang auf Märkte verschaffen, die das Unternehmen bisher nicht bearbeitet hat. Obendrein verschaffen die Verlustvorträge der VA Tech in der Höhe von 600 Mio. Euro über Jahre enorme steuerliche Vorteile. Ex-Finanzminister Ferdinand Lacina teilt die Auffassung Beneders: "Eine Übernahme macht nur Sinn, wenn man den Markt mitkauft." Ein Konkurrent weniger mache es leichter, die Kunden unter Druck zu setzen, denn ein "Anbieter ist verschwunden".
Beneder glaubt nicht, "dass es Siemens in einem Jahr schafft, die Integration der beiden Unternehmen durchzusetzen." Am Ende des Prozesses, davon ist er überzeugt, werde sich die VA Tech in Siemens komplett auflösen. Sorgen bereiten ihm vor allem die Jobs im Kraftwerksbau. Denn es gebe Anzeichen, wonach die so genannte Hydro, einer der vier Teilbereiche der VA Tech, wieder an Ex-VA Tech-Aktionär Mirko Kovats verkauft werden könnte. Es gebe eine entsprechende Vereinbarung zwischen Siemens und Kovats, was Siemens jedoch bereits bei Bekanntgabe der Übernahmepläne vehement bestritten hatte. Mit diesem Segment könnte Siemens aus kartellrechtlichen Gründen große Schwierigkeiten bekommen und von den Behörden zum Verkauf gezwungen werden, so Beneder. Er glaubt auch, dass die Übernahmekommission noch einmal einschreiten könnte.