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VA-Tech-Vorstand vereitelte den Deal

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

Die Übernahme der VA Tech durch Siemens ist gescheitert. Schuld daran ist nach Aussagen von Siemens-Österreich-Chef Albert Hochleitner der VA-Tech-Vorstand, der alle Hebel in Bewegung gesetzt hat und auch die Gewerkschaft für seine Zwecke zu mobilisieren wusste. Dass ungeschickte Kommunikation den Deal vereitelte, will Hochleitner nicht eingestehen.


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Viel zu spät ging Siemens in die Offensive. Erst gestern stellte sich Hochleitner den Fragen der Journalisten und erläuterte die Gründe für die Übernahme der VA Tech.

Anders als der Vorstand und Betriebsrat des Linzer Unternehmens, glaubt der Siemens-Chef, dass es zwischen den beiden Unternehmen gar nicht so viele Überschneidungen gibt. Vielmehr wären die drei Sparten der VA Tech (Elin EBG, Transmission & Distribution und VAI), an denen Siemen zuletzt Interesse hatte, eine gute Ergänzung. Hochleitner erklärte im Gespräch mit der "Wiener Zeitung", dass er zwar keine Arbeitsplatzgarantie abgegeben hätte - "die gibt es für unsere Mitarbeiter auch nicht" - aber es sei überlegt worden Siemens-Beschäftigte in die Elin EBG auszulagern. Siemens habe niemals geplant die Hälfte der Arbeitsplätze einzusparen - wie kolportiert wurde.

Gescheitert sei das gemeinsame Vorgehen von Siemens und VA Tech-Miteigentümer Mirko Kovats (12,6%) am geschickten Lobbying des VA- Tech-Vorstandes. Dieser habe auch zu Recht Angst gehabt, denn die vier Vorstände hätten bei einer Übernahme weichen müssen.

Siemens hat die Tragweite seines Vorgehens unterschätzt und anstatt mit offensiver Kommunikation allen Gerüchten und Spekulationen den Wind aus den Segeln zu nehmen, wurde geschwiegen. Zuletzt erzwungenermaßen, weil die Übernahmekommission sich der Angelegenheit bemächtigte und jedes Wort auf die Goldwaage legte. "Vielleicht hat uns ein bisschen die Sensibilität gefehlt", gesteht Hochleitner ein. Dass dieses Quentchen mangelnde Sensibilität das "Projekt Austria" u.a. auch verpatzt hat, macht dem heimischen Siemens-General sichtlich zu schaffen. Für ungeheuerlich hält er das Vorgehen der Übernahmekommission, die jeden Schritt des Unternehmens penibel verfolgte und Stellungnahmen zu jedem Zeitungsartikel verlangte. "Der Telekom gab man zwei Jahre Zeit mit der Swisscom zu verhandeln und uns nicht einmal einen Monat."

Verärgert zeigt sich Hochleitner über "die ÖIAG, die seit langem von dem Plan wusste". Der ÖIAG-Vorstand dementierte dies. Schwere Geschütze fährt der Siemens-Chef auch gegen VA Tech-Vorstand Klaus Sernetz. Dieser habe sowohl in Wien als auch in München den Bereich Transmission & Distribution zum Verkauf angeboten, unter der Voraussetzung, dass "wir dafür den Rest in Ruhe lassen". Sernetz weist "diese Darstellung als Fehlinterpretation der Gespräche" zurück.

Ob Siemens weiterhin plane beim Linzer Anlagenbaukonzern einzusteigen, konnte Hochleitner nicht sagen. Derzeit sei Siemens von der Übernahmekommission für ein Jahr gesperrt. "Das ist nicht gut für die VA Tech, aber wir werden es überleben."

Die ÖIAG will trotz der Kapitulation von Siemens bei der Kapitalerhöhung mitziehen, da sie die Gefahr einer feindlichen Übernahme noch nicht gebannt sieht. Mirko Kovats hat mit derlei Ankündigungen keine Freude, könnte er so seinen Anteil doch nur schwer vergrößern. Kovats geht daher davon aus, dass die Kapitalerhöhung nur schwer durchzusetzen sein wird.