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Für Siemens steigt der Druck, beim gebotenen Preis für die Übernahme der börsenotierten VA Tech noch eins draufzulegen. Der Vorstand des Linzer Anlagenbauers hat am Freitag in einer offiziellen Stellungnahme und in einer Veröffentlichung im Amtsblatt der "Wiener Zeitung" (Seiten 44-47) das Angebot von 55 Euro je Aktie als zu niedrig bezeichnet.
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Die Finanzkennzahlen mit denen Siemens das Übernahmeangebot berechnet habe, seien zwar richtig, aber nicht um Einmaleffekte bereinigt, argumentiert der VA Tech-Vorstand in seiner Äußerung zum Übernahmeangebot der Siemens AG. Insbesondere die für das Jahr 2004 gezeigten Finanzzahlen seien durch Restrukturierungsaufwendungen "signifikant negativ verzerrt" und würden somit nicht die "operative Performance" der VA Tech wider spiegeln. Der Angebotspreis von 55 Euro pro Aktie sei "aus wirtschaftlicher Sicht nicht angemessen", heißt es auch mit Verweis auf die Bewertungsanlyse von JPMorgan.
Der Markt sah sich dadurch offensichtlich in seiner Hoffnung auf eine Nachbesserung des Angebotes bestätigt und die VA Tech-Aktie setzte ihren Höhenflug fort: Der Schlusskurs betrug am Freitag 58,60 Euro. Vor einem Jahr notierte die Aktie noch mit 25,10 Euro.
"Siemens soll sich klar deklarieren", forderte am Freitag der Präsident des Interessenverbands für Anleger, Wilhelm Rasinger, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Wenn Siemens die VA Tech wirklich übernehmen wolle, dann sollte sie das Angebot auf deutlich über 60 Euro pro Aktie aufbessern. Zudem solle das Unternehmen bekannt geben, was es mit den Aktien, die es bereits besitzt (16,45%), zu tun gedenke, wenn der Anteil nicht aufgestockt werden kann, forderte Rasinger.
Siemens wollte die Einschätzung des VA Tech-Vorstands zum Preis nicht kommentieren. Angesprochen auf eine mögliche Nachbesserung des Übernahmeofferts verwies ein Sprecher lediglich auf jüngste Aussagen von Siemens Österreich-General Albert Hochleitner, der am Mittwoch erklärt hatte: "Wir sind überzeugt, dass wir ein vernünftiges Angebot gelegt haben. Ich glaube nicht, dass wir erhöhen müssen." Auch andere Siemens-Vertreter haben inoffiziell deutlich zu verstehen gegeben, dass Siemens nicht an eine Erhöhung des Angebotes denke.
Die Staatsholding ÖIAG, die den Verkauf ihres 14,7-prozentigen Restanteils grundsätzlich bereits beschlossen hat, weil die Privatisierungskriterien aus ihrer Sicht erfüllbar erscheinen, dürfte mit dem aktuellen Preis zufrieden sein. "Wenn wir vom Kurs vor der ersten Übernahmefantasie ausgehen, dann sind die
55 Euro heute durchaus ein fairer Preis", wird ÖIAG-Vorstand Peter Michaelis in der "Presse" zitiert. Offen ist, ob auch Goldman Sachs und Fidelity, die beiden anderen VA Tech-Großaktionäre (zusammen 10,36%), auf das Angebot eingehen werden. Die Annahmefrist für das Angebot läuft noch bis 9. Februar und ist auf den Erwerb von 83,55% der Aktien gerichtet.
Die von Siemens beantragte außerordentliche Hauptversammlung zur ersatzlosen Streichung des Höchststimmrechts von 25% findet am 17. Jänner statt. Das in den Konzernstatuten festgeschriebene Höchststimmrecht sieht vor, dass kein Aktionär - unabhängig wie viele Anteile er besitzt - mehr als 25% der Stimmrechte ausüben darf. Die Bestimmung soll nun in "Jede Aktie gewährt eine Stimme" geändert werden. Diese Klausel, so wie die auf 20% herabgesetzte Übernahmeschwelle, sollten eine feindliche Übernahme erschweren. Bei einer freundlichen Übernahme wird damit freilich auch die Kontrolle erschwert.
Siehe im Amtsblatt der Wiener Zeitung:
http://www.wienerzeitung.at/frameless/wirtschaftsinfo.htm?ID=M5&Menu=xoff&Titel=VA+Technologie+AG .