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Sobald die Kartellbehörde der EU die Übernahme der VA Tech durch Siemens abgesegnet hat, verschwindet ein großes heimisches Unternehmen von der Bildfläche. Gestern stellten die VA Tech-Vorstände ihre letzte Bilanz vor.
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Klaus Sernetz, der seinen Posten als VA Tech-Chef erst im Juli des Vorjahres angetreten hat, scheidet mit Wehmut aus dem Unternehmen. Seit 10 Jahren war er in leitender Funktion tätig. Die letzte Chance den international tätigen Konzern mit seinen vier Sparten zu sanieren, wurde ihm von Siemens verpatzt. "Ich werde zum frühestmöglichen Zeitpunkt aussteigen," betonte er gestern vor Journalisten. Um seine Zukunft macht er sich keine Sorgen, ob es bereits Angebote gibt, wollte er nicht verraten. Wie aus der Bilanz hervorgeht, haben sich der fünfköpfige Vorstand und leitende Angestellte (etwa 130) zuletzt noch eine kräftige Gehaltserhöhung genehmigt. Ihre Gagen stiegen von 7,6 auf 11,1 Mio. Euro. Hinzu kommt noch ein Aktien-Optionenprogramm, das 341.860 Aktien umfasst. Die restlichen 16.420 Mitarbeiter mussten sich mit einer moderaten Lohnsteigerung von 32 auf 33 Mio. Euro zufrieden geben.
Mit großer Sorge sieht Sernetz die Zukunft der Mitarbeiter in der Energieerzeugung. Denn General Electric, Noch-VA Tech-Kooperationspartner, aber "Erzrivale" von Siemens, hat die Zusammenarbeit bei Gaskombikraftwerken bereits gekündigt. Ein Kraftwerk in Rumänien wird noch errichtet, neun weitere Projekte kamen aufgrund der Übernahme nicht mehr zustande. Der VA Tech-Chef beziffert den Schaden mit 500 Mio. Euro für zwei Jahre. Sowohl 500 Arbeitsplätze in Weiz, als auch 300 in Wien seien in Gefahr. Es liege an Siemens, eine Überlebensstrategie zu entwickeln. Die Frage, ob es zu weiteren Fusionsopfern kommen könnte, wollte Sernetz nicht beantworten. Experten gehen davon aus, dass bei Übernahmen rund ein Fünftel der Mitarbeiter abgebaut wird.
Der VA Tech stünde eine "profitable Zukunft" bevor, davon ist der Vorstand überzeugt. Die jüngsten Auftragseingänge würden dies bestätigen. Allein in diesem Jahr konnten bereits mehr als 70% des geplanten Umsatzes gesichert werden. Das Ergebnis 2005 sollte erstmals positiv sein und bei 66 Mio. Euro liegen. Im Vorjahr machte der Verlust 68 Mio. Euro aus. Doch 100 Mio. Euro, wendet Vorstand Gerhard Falch ein, gehen auf Schließungs- und Verkaufskosten zurück, die nur einmal entstehen.
Die Metallurgie, Falchs Bereich, entwickelte sich wegen des Stahlbooms in China und Russland im Konzern zur Nummer 1 und Cash-Cow. Die Auftragseingänge wuchsen um 41%, der Umsatz von 938 Mio. auf 1,16 Mrd. Euro. "Das hohe Niveau wird sich nicht ewig halten," glaubt er jedoch.
Weniger erfolgreich verlief 2004 für die Energieerzeugung. Wegen der hohen Gaspreise wurden keine Gas-kraftwerke in Auftrag gegeben. Die VA Tech war auch auf der Verbund-Hauptversammlung Thema. Anlegerschützer Wilhelm Rasinger geht davon aus, dass die Preise für Kraftwerke kräftig steigen werden: "Da es nun einen Konkurrenten weniger gibt."