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Valenciano, Nummer 2 bei Spaniens Sozialisten

Von Alexander U. Mathé

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Erstmals in der Geschichte von Spaniens Sozialisten ist eine Frau stellvertretende Parteichefin geworden.


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Elena Valenciano hat den höchsten Posten ergattert, den je eine Frau in der 130-jährigen Geschichte der spanischen Sozialisten innehatte: Sie ist Vizepräsidentin und somit die Nummer 2 der Partei. Als solche ist sie die Frau hinter dem frisch gewählten Parteichef Alfredo Pérez Rubalcaba.

Schon als sich dieser letztes Jahr den für die Sozialisten aussichtslosen Parlamentswahlen stellte, war sie seine rechte Hand und zeichnete hauptverantwortlich dafür, dass er im Angesicht der sicheren Niederlage nicht das Handtuch warf.

Geboren wurde sie am 18. September 1960 in Madrid als Tochter eines gut situierten Arztes. Sie entdeckte schon früh ihre Liebe zur Sozialistischen Partei, deren Jugendorganisation sie schon im Alter von 15 Jahren beitrat, bevor sie mit 18 Vollmitglied der Partei wurde. Manch einer hielt sie dort ob ihres Elternhauses für versnobt. Sie studierte Rechts- und Politikwissenschaften, schloss allerdings beides nicht ab, da sie ihrer politischen Aktivität den Vorzug gab. Auch heute noch bekommen ihr Mann und ihr Sohn, die im Süden Spaniens leben, diese Priorität zu spüren. Die Gelegenheiten, da sie sich von Madrid losreißen kann, sind selten genug.

Ihr Anfang bei der Partei war klein. Als Absolventin des Lycée Français wurde sie ob ihrer Fremdsprachenkenntnisse (sie spricht auch Englisch) in der Telefonzentrale eingesetzt. Doch nach und nach arbeitete sie sich empor, wurde schließlich Abgeordnete im Europaparlament, wo sie unter anderem die Sprecherin der sozialistischen Fraktion für Menschenrechte war. Menschen, die mit ihr arbeiten, beschreiben sie als direkt, vehement, anspruchsvoll, aber umgänglich. Über sich selbst sagt die 51-Jährige: "Ich bin eine sehr entschlossene Person, ich grüble nicht allzu viel."

Ihre spontane und unkonventionelle Ader kann man dadurch erahnen, dass sie sich noch im Alter von 40 Jahren einen Schmetterling auf die Schulter tätowieren ließ, nachdem sie deswegen eigentlich mit ihrer älteren Tochter aus erster Ehe unterwegs war, die damals 16 Jahre alt war.

2000 bis 2004 war sie Mitglied des Bundeskomitees der Sozialisten und seit den Wahlen 2008 Abgeordnete im spanischen Unterhaus. Außerdem ist sie die außenpolitische Sprecherin der Partei. Als die Sozialisten an der Regierung waren, war sie stets für Ministerposten im Gespräch. Ihre mangelnde Nähe zu Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero dürfte allerdings dafür verantwortlich gewesen sein, dass sie nie einen erhielt. Dass sich das ändert, dafür wird sie die kommenden Jahre hart arbeiten, und zusehen, dass Rubalcaba bei den nächsten Wahlen siegt.