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Van Ceulens Grabstein und eine besondere Würdigung

Von Christa Karas

Wissen

Am 5. Juli des vergangenen Jahres hatte der holländische Kronprinz Willem Alexander in Leiden nicht nur einen neuen Grabstein für Ludolph van Ceulen, jenen bedeutenden Mathematiker des frühen 17. Jahrhunderts, enthüllt, sondern bei dieser Gelegenheit auch die Arbeiten unseres Wissenschaftsautors Professor Dr. Friedrich Katscher auf diesem Gebiet gewürdigt. Am Freitag vergangener Woche wurde Katscher in einem feierlichen Festakt der Fakultät für Naturwissenschaften und Mathematik der Universität Wien das Goldene Doktordiplom überreicht. Im Folgenden schreibt er über van Ceulen und die Geschichte seines Grabsteins.


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Ein Grabstein ist wohl ein ungewöhnlicher Platz, um ein wichtiges mathematisches Resultat zu veröffentlichen. Doch genau das geschah 1610 in der holländischen Stadt Leiden. Dort war der in Hildesheim in Deutschland geborene und in jungen Jahren in die Niederlande eingewanderte Fechtmeister und Mathematiker Ludolph van Ceulen im Alter von 70 Jahren gestorben.

Früher nannte man die Zahl p (pi), mit deren Hilfe man den Umfang und den Flächeninhalt eines Kreises ausrechnen kann, wenn man seinen Radius oder seinen Durchmesser kennt, ihm zu Ehren die Ludolphsche Zahl. Der ausdauernde Rechner hatte nämlich im Laufe seines Lebens immer mehr Dezimalstellen dieser mathematisch äußerst wichtigen Zahl bestimmt - in seinen letzten Lebensjahren 35 Dezimalstellen (die man allerdings praktisch nie braucht):

3,14159265358979323846264338327950288.

Und dieses Resultat wochenlanger Rechnungen (heute ermitteln Großcompuuter innerhalb weniger Stunden Billionen Dezimalstellen von pi) wurde mit einem erläuternden Text auf seinem Grabstein in der Pieterskerk (Peterskirche) in Leiden eingemeißelt. Doch leider wurde dieser Stein im 19. Jahrhundert aus unbekannten Gründen entfernt und offensichtlich zerstört. Schon seit langem bestand der Wunsch, im Gedenken an den hervorragenden Mathematiker einen neuen Stein mit dem Originaltext aufzustellen. 1999 erhielt der holländische, in Leiden und in Berkeley (USA) tätige Professor H. W. Lenstra junior den Spinoza-Preis mit drei Millionen holländischen Gulden (18,7 Mill. S). Er stellte das Geld zur Verfügung, um den Gedenkstein zu schaffen und die Feierlichkeiten zu seiner Enthüllung zu finanzieren.

Fraglich war aber, wie der ursprüngliche Text lautete. In einem Buch aus dem Jahre 1712 war er in lateinischer Übersetzung abgedruckt. Aber Ludolph van Ceulen konnte nicht lateinisch und das Original war sicher holländisch. Hier nun kam der Zufall zu Hilfe. Eine Universitätsprofessorin entdeckte in einem englischen Buch aus dem Jahr 1663, einem Reisebericht, den holländischen Text. Der englische Autor machte jedoch offensichtliche Abschreibfehler. Aus beiden Quellen wurde schließlich der wahrscheinliche Originaltext rekonstruiert und auf dem neuen Stein eingraviert.

Die feierliche Enthüllung des Steins durch den holländischen Kronprinzen Willem Alexander fand am 5. Juli des Vorjahres statt. Friedrich Katscher, der die Werke Ludolph van Ceulens gründlich studierte und in holländischen Archiven mehrere Dokumente über sein Leben entdeckte, verfasste 1979 eine Denkschrift der Österreichischen Akademie der Wissenschaften über Leben und Werk des deutsch-holländischen Mathematikers, die als grundlegende Standardarbeit gilt. Aus diesem Grund war er als Ehrengast zu der festlichen Veranstaltung eingeladen.

Mathematik und Medizin

Zuletzt war Katscher mit der Veröffentlichung seiner aktualisierten Arbeit über einen weiteren bedeutenden Mathematiker befasst, nämlich mit dem Italiener Niccolo Tartaglia, der sich im 16. Jahrhundert u.a. mit der Kubusgleichung beschäftigt hatte. Für die "Wiener Zeitung" schreibt der nun golden Doktordiplomierte bekanntlich vor allem über medizinische Forschung.