Er sei "nervös, aber sehr optimistisch" und habe "gut geschlafen" · die obligaten Journalistenfragen beantwortete ein durchaus entspannt wirkender Grün-Bundessprecher Alexander Van der Bellen bei | seiner Stimmabgabe in einer Wiener Volksschule noch lächelnd, dann wollte er aber seinen "ersten freien Tag seit drei Monaten" privat mit Frau Brigitte verbringen und auch den Ort des Mittagessens | nicht publik machen.
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Für seinen Waldspaziergang · "geruhsam, gleich da hinten, Richtung Schafberg" · war er schon mit Turnschuhen, Blue Jeans und dunkelblauem Pullover über offenem Hemd passend adjustiert erschienen.
Das Wahllokal am Rande des Pötzleinsdorfer Cottage war rege frequentiert, eine Wahlhelferin am Eingang hatte bis 10 Uhr schon "um die Hälfte mehr Leute" registriert als bei der letzten
Nationalratswahl. Der Stau, den die Traube von Medienvertretern um den Grünen Spitzenkandidaten hervorruft, wird vom eher eleganten Publikum nonchalant hingenommen: "Wen knipsen Sie? Ah, der Herr
Professor..." Van der Bellen wiederholte seine Hoffnung, dass "die Grünen deutlich gestärkt" aus der Wahl hervorgehen, aber "mehr sage ich nicht mehr, jetzt ist der Wähler am Wort." Und: "Möglich ist
vieles, nach oben und nach unten." Warum nervös? Die Liberalen könnten von einer Art Mitleidseffekt, die ÖVP von einer unerwartet starken Mobilisierung in letzter Minute profitieren · beides auch auf
Kosten der Grünen.
Dass der Wahlausgang eine Zäsur für Österreich bedeuten könnte, ähnlich den Wahlgängen etwa von 1966 oder 1970, hielt er für durchaus nicht ausgeschlossen. Wahrscheinlich werde es "eher langwierige"
Verhandlungen zur Regierungsbildung geben, meinte der Wirtschaftsprofessor, der die Sprechstunde für seine Studenten auf jeden Fall auf Dienstag verlegt hat. Termin beim Bundespräsidenten für
Sondierungsgespräche hatte er vorerst noch keinen. Klestil hatte angekündigt, bereits am Montag mit den kleineren Parlamentsparteien beginnen zu wollen.
Erst am späten Nachmittag wurde der Bundessprecher in der Parteizentrale erwartet, vorerst war für die Van der Bellens die Richtungsentscheidung klar: Es ging aus der "Vienna Bilingual School" ·
"Einen Blick für die Welt bekommen" · die Hockegasse hinauf · Stadtschreiber Hocke war Chronist der schrecklichen Türkenbelagerung · ins Grüne.