Zum Hauptinhalt springen

Van der Bellens langer Weg

Von Petra Tempfer

Politik

Alexander Van der Bellen tritt heute sein Amt als Bundespräsident an. | Das Festprogramm erinnert in seiner Länge an den Wahlkampf selbst.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 7 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wien. Sein Weg zum Bundespräsidenten war der längste der Geschichte. Der Tag seines Amtsantritts am Donnerstag erinnert in der Länge des Programms irgendwie daran. Der wichtigste Teil, die Angelobung Alexander Van der Bellens zum 9. Bundespräsidenten der Zweiten Republik, ist allerdings bereits am Vormittag bewältigt. Bis der Tag mit einem Empfang endet, sind aber noch zahlreiche Programmpunkte zu absolvieren. Den gesamten Tag über ist die Polizei vermehrt präsent, heißt es.

Doch alles der Reihe nach. Nach dem Frühstück holt Van der Bellens Team, dem auch Brigadier Thomas Starlinger als Adjutant angehören wird, den künftigen Bundespräsidenten ab. Gemeinsam geht es zum Oberen Vestibül des Parlaments, wo Nationalratspräsidentin Doris Bures und Bundesratspräsidentin Sonja Ledl-Rossmann Van der Bellen um etwa 9.45 Uhr begrüßen. Um 10 Uhr beginnt die Bundesversammlung im Historischen Sitzungssaal, bei der Van der Bellen um etwa 10.30 Uhr seinen Amtseid ablegt und die in der Verfassung vorgesehene Gelöbnisformel spricht.

Anschließend hält er die erste Rede dieses Tages - drei weitere sollen folgen. Um 11.15 Uhr dann der Höhepunkt: Bures und Ledl-Rossmann verabschieden Bundespräsident Van der Bellen. Nach dem Singen der Bundeshymne bekommt dieser den Großstern des Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich überreicht - den höchsten Orden der Republik, den jeder Bundespräsident erhält.

Zu Fuß durch den Volksgarten

Nach einer kurzen Ansprache - seiner zweiten heute - macht sich der Ex-Grünen-Chef quer durch den Volksgarten zu Fuß (die Bevölkerung ist zum Mitgehen aufgerufen) auf zu seinem neuen Arbeitsplatz: zur Präsidentschaftskanzlei in der Hofburg. Um 11.45 Uhr erfolgt hier die Amtsübernahme im Maria-Theresien-Zimmer, dem ehemaligen Schlafgemach Maria Theresias.

Lang kann sich Van der Bellen an seinem neuen Arbeitsplatz allerdings nicht aufhalten, startet doch schon um 12.15 Uhr der militärische Festakt mit der Großen Flaggenparade des Bundesheeres und der Kranzniederlegung auf dem Heldenplatz. Van der Bellen hält die dritte Rede dieses Tages, auf die der "landesübliche Empfang" Tirols inklusive Gewehrsalven einer Schützenkompanie folgt. Marketenderinnen verteilen Schnaps, das Bundesheer gibt Gulasch aus. Jener Punkt des Tages ist erreicht, an dem die Besucher mit dem neuen Staatsoberhaupt plaudern können.

Regierung bietet Rücktritt an

Um 15 Uhr geht es zurück ins Maria-Theresien-Zimmer. Es ist politische Usance, dass jede Regierung dem Bundespräsidenten nach dessen Angelobung den Rücktritt anbietet - und dieser diese ablehnt. Nach der Angelobung treffen sich daher Kanzler Christian Kern, Vizekanzler Reinhold Mitterlehner, die Minister und Staatssekretäre im Bundeskanzleramt und gehen über den Ballhausplatz zur Hofburg. Van der Bellen, Kern und Mitterlehner ziehen sich hier für das Demissionsangebot und dessen Ablehnung durch die wohl bekannteste Tapetentür des Landes in den "grünen Salon" zurück, wo schon Maria Theresias Sohn Joseph II. vor 250 Jahren seinen Amtsgeschäften nachging. Danach hält Van der Bellen seine vierte und letzte Rede und stellt sich mit der Regierung erneut im Maria-Theresien-Zimmer für ein Foto auf. Anschließend gibt es Erfrischungen im Jagdzimmer. Den Schlussakt bildet ein Empfang des Bundespräsidenten um 17 Uhr.

Auch der Tag darauf beginnt früh: Um 9 Uhr am Freitag legt Van der Bellen einen Kranz an der Präsidentengruft auf dem Zentralfriedhof nieder. Samstagabend ist er Ehrengast am Wiener Ball der Wissenschaften. Wann genau er seine erste Reise als Bundespräsident antreten wird, ist laut Sprecher Reinhard Pickl-Herk noch nicht entschieden - wohin sie ihn führen wird, gebe man noch bekannt.