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Venus am 6. Juni vor der Sonnenscheibe - erst wieder 2125 sichtbar

Von Hermann Mucke

Wissen

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Sonnenchronik: Ein wenig steigt noch die Dauer der lichten Tage im Juni vom 1. mit 15 Stunden 49 auf 16 Stunden 5 Minuten am 21., wenn um 13.09 Uhr Mitteleuropäische Sommerzeit die Sonne zur Sommersonnenwende ihre höchste Tagesbahn erreicht und der astronomische Sommer beginnt. Dann steht auch die Sonne am Anfang des Tierkreiszwölftels Krebs. Von da an sinkt die Dauer der lichten Tage wieder ein wenig bis zum 30. mit 16 Stunden 1 Minute. Ab Sonnenuntergang dauert die bürgerliche Dämmerung rund 41 Minuten; dann steht die Sonne 6 Grade unter dem mathematischen Horizont und die ersten Sterne werden sichtbar. Die nautische Dämmerung endet bei 12 Graden Sonnentiefe und bringt dann fast volle Nacht. Sie verlängert sich von 1 Stunde 35 am 1. auf 1 Stunde 40 Minuten am 21. und sinkt bis 30. auf 1 Stunde 38 Minuten.

Am Mittag des 21. zieht im Freiluftplanetarium Sterngarten in Wien 23 die helle Schattenmitte der Lochscheibe am Nordmast über die letzte Querspange am Nordweg; diese trägt das Krebssymbol mit Datum Juni 21.

Venusdurchgang vor der Sonne am 6. Juni: Er beginnt für -sterreich unsichtbar um 0.22 Uhr, wenn die Venus den Sonnenrand von außen berührt. Erst kurz nach Sonnenaufgang ist bei uns die Venus mit blendgeschütztem Auge als kleines schwarzes Scheibchen unweit des Sonnenoberrandes wahrzunehmen - eventuell mit einer Sonnenfinsternisbrille. Normale Sonnenbrillen sind zu hell! Die Sonne geht in der Himmelsrichtung 54 Grad von Nord auf, das ist etwa eine Handspanne in Armweite rechts von Nordost. Hoher Standort und niedriger Horizont ist nötig, in Wien etwa der Flakturm (Haus des Meeres). Sonnenaufgang: Eisenstadt 4.57 Uhr, Wien 4.55 Uhr, St.Pölten 4.59 Uhr, Graz 5.04 Uhr, Klagenfurt, Salzburg 5.11 Uhr, Linz 5.03 Uhr, Innsbruck 5.19 Uhr, Bregenz 5.25 Uhr. Um 6.38 Uhr berührt die Venus den Sonnenrand von innen bei Sonnenhöhen von 10 bis 14 Graden und von außen um 6.55 Uhr. Den nächsten Venusdurchgang gibt es am 11. Dezember 2117. Er ist in -sterreich unsichtbar, erst der am 8. Dezember 2125 kann teilweise gesehen werden.

Mondchronik: Am 1. steht der fast ganz runde Mond unweit Saturn nahe Süden und durchläuft am 3. seine Erdnähe im Skorpion. Der Vollmond am 4. im Schlangenträger zieht in niedrigster Bahn über den Himmel und bringt eine partielle Mondfinsternis, hauptsächlich sichtbar im Pazifik und in Australien; bis zu 37 Prozent des Monddurchmessers werden im Erdschatten stehen. Die Libration lässt perspektivisch am 10. den Fleck Grimaldi nahe am linken Mondrand und zugleich den Mondsüdpol randfern stehen. Das Letzte Viertel tritt am 11. in den Fischen ein und die Erdferne durchläuft der Mond am 16. im Widder. Tags darauf finden wir ihn beim Jupiter und am 18. steht die zarte Altlichtsichel bei Venus unweit Ostnordosten tief in der Morgendämmerung. Nach dem Neumond am 19. zeigt sich die feine Neulichtsichel tief in der westnordwestlichen Abenddämmerung nahe Merkur. Die Libration sorgt am 23. für ein randnahes Mare Crisium und am 24. für einen randfernen Mondnordpol. Am 25. und 26. finden wir den Mond nahe Mars und das Erste Viertel steht in der Jungfrau am 27. nahe Saturn.

Planetenlauf: Tief in der Morgendämmerung steht Merkur ab 9. bis 26., günstigst um den 19., in Zwillingen und Stier und Venus im Stier kommt am 17. aus ihr hervor. Mars leuchtet am Abend vorerst hoch, später niedrig nahe Westsüdwesten und zieht vom Löwen in die Jungfrau. Jupiter im Stier erscheint am 12. tief in der ostnordöstlichen Morgendämmerung. Saturn in der Jungfrau steht abends vorerst hoch, später niedriger zwischen Süden und Südwesten. Ein größeres Fernglas zeigt seinen größten Mond Titan - ein Pünktchen. Am weitesten steht er neben dem Ringplaneten - etwa ein Zehntel Vollmonddurchmesser - am 2. und 17. Juni östlich und am 9. und 25. Juni westlich von ihm. Das Fernglas zeigt Saturn wegen seines Ringsystems nur länglich.

Sternbilderhimmel: Die Karte gilt für den 6. Juni um 23.55 Uhr und für den 21. um 21.55 Uhr MESZ. Die Kästchen mit M und S bedeuten Mars und Saturn. Beiderseits des Südens leuchten hoch zwei helle Sterne, Arkturus im Bärenhüter und Wega in der Leier. Im unscharf eingestellten Fernglas zeigt sich ihr Farbenunterschied. Arkturus leuchtet orange aus 37 Lichtjahren Entfernung, entsprechend einer Oberflächentemperatur von 4800 Kelvin (K); Wega strahlt weiß mit 9500 K und steht 25 Lichtjahre tief im Raum. Arkturus übertrifft die Sonne im Durchmesser 14fach und in der Leuchtkraft 97fach, während Wega nur 1,7mal größer als die Sonne ist und 48fache Sonnenleuchtkraft hat. Niedrig im Süden finden wir den roten Antares im Skorpion; er ist "nur" 3000 K heiß und 600 Lichtjahre weit weg, pulsiert im Mittel um den 400fachen Sonnendurchmesser und hat aber 13.000fache Sonnenleuchtkraft. So unterschiedlich können die fernen Sonnen der Sterne sein! Alle mit freiem Auge sichtbaren Sterne gehören zum großen, flachen Sternsystem der Milchstraße, die in dunklen, klaren Nächten als schmales Band zwischen Schütze und Skorpion aufsteigt. Im Schwan und weiter in der Kassiopeia zieht sie weiter. Rund 100 Milliarden Sterne, Staub und Gas bauen sie auf; wir mit der Sonne stehen nahe beim Rand dieser Sternenscheibe und schauen zu ihrem Zentrum zwischen Schütze und Skorpion.

Freiluftplanetarium: Sonderführung Venusdurchgang am Mittwoch, dem 6. Juni um 4.30 Uhr am Flakturm, Wien 6, Haus des Meeres, frei für Astrovereinsmitglieder, Beobachtung und bei jedem Wetter Vortrag. Ab 9 Uhr Aquarienschau. Samstag, 23. Juni um 12.30 Uhr im Sterngarten bei der Wotrubakirche: Sommersonne im Tierkreis, Zeit und Jahreszeitenwechsel an der Armillarscheibe.

www.astronomisches-buero-wien.or.at oder Tel. 01 - 889 35 41