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"Veränderung ist die Voraussetzung für mehr Sicherheit"

Von Walter Hämmerle

Politik

Pensionen: Experten wollen Politik und Öffentlichkeit aufrütteln. | Ratschlag: "Nicht vererben, selbst ausgeben." | Wien. Das Antrittsalter österreichischer Pensionisten bleibt hartnäckig unter 60 Jahren, dabei liegt das gesetzliche bei 65 (Männern) beziehungsweise 60 (Frauen) Jahren; die Zahl der Pensionsbezieher steigt ständig in Relation zu den Beitragszahlern; und mit der steigenden Lebenserwartung erhöhen sich auch die Jahre des durchschnittlichen Pensionsbezugs.


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Kernbotschaft: Mehr Eigenverantwortung

All diese Tatsachen sind lange bekannt, die Politik scheut jedoch vor den sich daraus ergebenden Konsequenzen zurück. Mehr noch: Gerade eben hat sie den Zugang in die Frühpension über die Hacklerregelung neuerlich erleichtert.

Diese Situation hat nun eine Gruppe von Wissenschaftern und Managern veranlasst, im Sinne einer Bewusstseinsbildung aktiv zu werden: Sie gründeten einen Verein mit Namen "Gesellschaft für Zukunftssicherung und Altersvorsorge - Denkwerkstatt St. Albrecht", mit dabei etwa der Sozialrechtler Wolfgang Mazal, Johannes Martinek (ehemals VBV-Pensionskasse), Kurt Ebner (Wiener Städtische) oder Paul Jankowitsch (Vizerektor der TU Wien und Vorsitzender vom Wirtschaftsforum der Führungskräfte).

Ihre Kernbotschaft lautet: Wer möglichst hohe Planungssicherheit für seinen Lebensabend erreichen möchte, darf die Verantwortung dafür nicht an andere abschieben, sondern muss sich selbst in die Pflicht nehmen nach dem ethischen Motto "Jeder, wo er steht, muss Verantwortung übernehmen". Dies sei jedoch kein Plädoyer gegen das umlagefinanzierte staatliche Pensionssystem. Ganz ohne ein kapitalgedecktes System als Ergänzung werde es aber wohl auch nicht gehen.

So weist Mazal darauf hin, dass sich die Planbarkeit der späteren Pensionshöhe durch Flexibilität beim Pensionsantrittsalter erhöht: "Die Bereitschaft zur Veränderung im Rahmen des bestehenden Systems wird damit zur Voraussetzung für Sicherheit." Dabei geht Mazal von der Annahme aus, dass die Pensionshöhe für die meisten Menschen die entscheidende Variable ist.

Ebner, im Brotberuf Finanzdienstleister, greift das Spannungsverhältnis zwischen Erbengeneration und Armutsfalle auf. Seine These: Die demografische Entwicklung führe zu Einsamkeit und Isolation im Alter, weshalb man Erspartes besser für sich selbst ausgeben statt an die nächste Generation vererben solle. Sein Argument: Vor allem zu Anfang der Pension - Stichwort Aktivpensionisten - sowie im letzten Lebensabschnitt steige der persönliche Finanzbedarf durch Pflege noch einmal rasant an. Unterstützung erhält er diesbezüglich von Mazal, der darauf hinweist, dass "den Wenigsten bewusst ist, dass, wer in ein Pflegeheim muss, plötzlich die vierfache Pension erhält." Derzeit wird dies in den allermeisten Fällen noch von der Allgemeinheit getragen. Aber wie lange noch?

Sozialpartner und Politik gefordert

Die Gruppe vermisst vor diesem Hintergrund, den Willen der politischen Entscheidungsträger, die Weichen im Pensionssystem rechtzeitig richtig zu stellen. Aber nicht nur die Politik, auch die Sozialpartner seien massiv gefordert: So lassen sich die Probleme nicht lösen, wenn nicht ältere Arbeitnehmer länger in Beschäftigung gehalten werden. Dazu bedarf es jedoch einer entsprechenden Abflachung der Gehaltskurven im Alter - dies fällt in die Verantwortung der Kollektivvertragspartner.