Vorsicht vor schwelenden Konflikten. | Vor Neuerungen möglichst früh Berater hinzuziehen. | Wien. Beabsichtigte strukturelle Veränderungen in Unternehmen, so insbesondere die Vorbereitung der Unternehmensnachfolge oder die Umwandlung in eine Gesellschaft, konfrontieren die Betroffenen mit einer Vielzahl von ungewohnten Fragen. Die große Anzahl juristischer und steuerlicher Belange lässt daher wenig Raum für eine Erörterung der möglichen Auswirkungen der Umstrukturierung auf die zwischenmenschlichen Beziehungen der Eigentümer und Mitarbeiter. Den Beteiligten kommen Gefühle zu, auch wenn es ihnen gelingt, sie zu verbergen und sich höchst rational zu geben. Die Außerachtlassung dieser emotionalen Ebene kann jedoch erfahrungsgemäß zu unliebsamen Ergebnissen - wirtschaftlichem Misserfolg, gerichtlichem Streit - führen, deren Sanierung wesentlich mehr Zeit und Geld erfordert, als dies vorbeugende Maßnahmen erfordert hätten.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 18 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Es empfiehlt sich daher, rechtzeitig die Vorstellungen, die Erwartungen und die Bedürfnisse der Beteiligten anzusprechen und nötigenfalls eigene Berater beizuziehen, die analysieren, was sich zwischenmenschlich abspielt und ob ein mögliches Konfliktpotential gegeben ist. Wenn ein solches von ihnen erkannt oder vermutet wird, liegt es im Interesse der Beteiligten und des Unternehmens, darauf einzugehen. Die beigezogenen Steuer-, Unternehmens- und Rechtsberater hingegen zeigen oft wenig Bereitschaft, die über ihre unmittelbaren Fachbereich hinausgehenden Unternehmensbelange mit ihren Mandanten zu erörtern.
Mediationsmethode vertraulich und flexibel
Mediationsverfahren sind geeignet, Konflikte einer außergerichtlichen Lösung zuzuführen. Es ist ein vertrauliches, flexibles Verfahren, bei dem die Beteiligten aktiv und eigenverantwortlich eine zufrieden stellende, auf die Zukunft gerichtete Einigung suchen. Dabei ist der Mediator weder Richter noch Schiedsrichter, sondern neutraler und unabhängiger Vermittler.
Mit den Methoden der Mediation kommt es zur Offenlegung und Lösung von Beziehungskonflikten. Sie fördern zwischen den Beteiligten ein Verständnis für die unterschiedlichen Perspektiven. Die Grundsätze und Methoden der Mediation können - in allen Bereichen des Wirtschaftslebens - auch prophylaktisch zur Hintanhaltung von Konflikten eingesetzt werden.
Die unmittelbar und mittelbar Betroffenen von Umstrukturierungsmaßnahmen, somit beispielsweise im Familienbereich auch die abzufindenden Nachkommen und deren Ehegatten, sollen in den Meinungsbildungsprozess einbezogen werden. Dadurch werden die unterschiedlichen Sichtweisen und möglichen Konfliktpotentiale bewusst gemacht. Wenn diese offen gelegt werden, kann an die juristische Gestaltung der Kommunikation und Willensbildung, deren Umsetzung und Kontrolle geschritten werden.
In diesem Zusammenhang sollen auch Verfahren zur Vermeidung von zukünftigen Konflikten festgelegt werden, wie beispielsweise die Einrichtung eines Beirates mit Kommunikationsaufgaben oder in der Unternehmenshierarchie vertikal und horizontal ausgerichtete Gesprächsforen. Die genaue Aufgabenverteilung innerhalb der Geschäftsführung oder die Festlegung der Kontroll- und sonstigen Aufgaben für den ausscheidenden Unternehmer sind geeignete Maßnahmen, Reibungspunkte oder überhaupt Konflikte von vornherein zu vermeiden.
Kein Garant aber Chance für Erfolg
Die ständigen Berater sollen daher bei notwendigen Klärungen auf der Beziehungsebene nicht abseits stehen. Vielmehr sind sie auf Grund ihrer Kenntnis des Unternehmens und der Protagonisten in den Kommunikationsprozess einzubeziehen. Präventive Maßnahmen, die bereits vor strukturellen Veränderungen ergriffen werden, sind zwar kein Garant für das Gelingen der Umstrukturierung, doch ergeben sich hiedurch neue Möglichkeiten, den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens zu steigern.
Der Autor ist Notar und eingetragener Mediator in Klagenfurt. Die ausführliche Fassung erscheint in der SWK im Linde-Verlag.