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Unterrichtsministerin Claudia Schmied hat am Montag eines ihrer zentralen Projekte - die Zentralmatura - um ein Jahr verschoben. In einer ersten Reaktion könnte man daraus ein In-die-Knie-Gehen ableiten. Schließlich hat Schmied dem Druck von Lehrern, Eltern und Schülern nachgegeben. Jene, die sich sämtlichen bildungspolitischen Argumenten verschließen und am besten das Rad zurückdrehen wollen, haben sich mit jenen verbündet, die teilweise berechtigte Kritik (die Vorbereitungen dafür sind zu kurz) vorgebracht haben.
Was steht hinter dieser Zentralmatura? Sehr eng mit dieser zentralen Form der Reifeprüfung sind die Bildungsstandards verknüpft. Lehrern und Schülern wird ein Instrument zur Hand gegeben, das besagt, was die Kinder zu einem bestimmten Zeitpunkt (nämlich am Ende der Volksschule und in der vierten Klasse Hauptschule oder AHS) können müssen. Dabei geht es um ein sinnerfassendes Lernen, um Kompetenzen. Genau das soll in der Oberstufe weitergeführt werden. Sodass am Ende einer Schule mit Matura alle Schüler bestimmte Leistungsanforderungen erfüllen. Am besten sollten Beurteilungen an all diesen Schnittstellen nicht von den Lehrenden, sondern von externen Prüfern erfolgen. Das ist Zukunftsmusik - aber dafür geben Bildungsstandards und Zentralmatura die Mittel in die Hand.
Lehrer sollen Schüler befähigen, Inhalte zu begreifen und dann natürlich auch richtig anzuwenden. Das gilt für Deutsch, Fremdsprachen, Naturwissenschaften und selbstverständlich auch für Mathematik. An der Zentralmatura für Mathematik haben sich ja zuletzt Lehrer, Eltern und Schüler gerieben. Alle Lehrmaterialen dafür sind- entgegen manchen Aussagen - vorhanden. Es geht einzig und alleine um die Umsetzung. Dass Lehrer dafür Weiterbildung benötigen und ihren Unterricht adaptieren müssen, liegt auf der Hand. Dass dies Zeit braucht, ebenso. Allerdings heißt das nicht, dass man sich deshalb zurücklehnen kann, um die Sache überhaupt auf Eis zu legen. Eine kleine Gruppe der Kritiker hatte sicher im Sinn, die Zentralmatura überhaupt zu kippen.
Die Unterrichtsministerin hat mit ihrem nunmehrigen Schritt, allen Beteiligten ein Jahr mehr Zeit zu geben, in Wirklichkeit Stärke bewiesen. Sie hat sich nicht zu einem kräfteraubenden Spiel mit der Gewerkschaft hinreißen lassen, sondern nachgegeben. Dahinter steht allein ihre Überzeugung von der Richtigkeit dieses Projekts. Die Verantwortung dafür, dass die Zentralmatura ein Erfolg wird, liegt nämlich bei den Lehrern. Und diese müssen jetzt zeigen, dass sie diese Verantwortung auch wahrnehmen können.