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Verbales Ende der Scheinmoral

Von Judith Schmitzberger

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Verbote sagen meist mehr über eine Gesellschaft aus als ihre Gebote. Vor allem in Staaten, die sich selbst mit Beinamen wie Land der unbegrenzten Möglichkeiten schmücken. Denn so unbegrenzt sind die medialen verbalen Möglichkeiten der USA gar nicht. Denn seit den 70er Jahren gab es eine Liste von unanständigen Wörtern, die im US-Fernsehen verboten waren. Im vergangenen Jahrzehnt folgte der Versuch einer immer strenger werdenden Zensur von Wörtern, die als anstößig empfunden werden konnten.


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Die Einhaltung des Verbots wurde überprüft; kamen die entsprechenden Wörter in einer Sendung doch vor, wurden sie mit einem Piep-Ton überdeckt. Dass sich Zuseher meist aus dem Kontext zusammenreimen konnten, welches Wort gestrichen worden war, zeugt von Scheinmoral in Reinkultur. Nun hat ein Gericht in New York diese Richtlinien vage als gegen die Verfassung verstoßend eingestuft und eine rege Diskussion ausgelöst (Siehe Artikel ,Das Ende der Piep-Orgie´

Dass es nach einer möglichen Lockerung der Regelung langfristig zu einer Flut an verbalen Schweinereien im US-Fernsehen kommt, ist nicht zu erwarten. Leider genauso wenig, dass sich dadurch die dahinter stehende Scheinmoral in Luft auflösen wird. Für den Schutz der Jugend - den nennen Befürworter als Grund für die Regelung - war immer schon Aufklärung effektiver als das Verbot.