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Verballhornte Feste

Von Edwin Baumgartner

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Das Institut für Judaistik der Universität Wien lädt am 15. Dezember zur Weihnukka-Feier ein. Da steht’s. Schwarz auf weiß. Ich würde es nicht glauben, sähe ich es nicht mit eigenen Augen. "Weihnukka"! Welcher Ungeist sucht da die Wiener Judaistik heim?

"Weihnukka" ist eine unselige Festkonstruktion. Das jüdische Chanukka und das christliche Weihnachten finden zeitlich benachbart statt. Bei beiden Festen werden Lichter entzündet und Geschenke verteilt. Aber das eine ist nicht das andere. Chanukka erinnert an die Wiedereinweihung des zweiten jüdischen Tempels in Jerusalem im Jahr 164 vor Christus. Weihnachten feiert Christi Geburt. Ähnliches äußeres Erscheinungsbild - grundlegend anderer Inhalt.

Zwei unterschiedliche Feste zweier unterschiedlicher Religionen verschmelzen - welch himmelschreiender Unfug! Legt man als demnächst das lustige hinduistische Holi mit Ostern zu Holieaster zusammen, weil die Auferstehung ja auch freudig gefeiert wird?

"Weihnukka" ist nichts als eine clevere Idee christlicher Geschäftsleute, das jüdische Fest herunterzubrechen auf Kitsch und Konsum. So, wie ja Weihnachten völlig profanisiert ist, inhaltsleer und nur noch kommerzorientiert.

Privat kann es jeder mit "Weihnukka" halten, wie er mag. Aber offizielle Stellen wie die Judaistik sollten sich hüten, zwei Feste mit großer religiöser Tradition zu einem ohne religiöse Tradition zu verballhornen. Man kann einander respektieren, man kann einander mögen, man kann einander sogar lieben, ohne miteinander zu einem Konsummonster zu verschmelzen.