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Montag, 11.40 Uhr, Ö1: "Radiogeschichten". - Schön, denk' ich mir. Ansage: "Die Reise nach Badgastein" aus "Eichkatzelried" von Herbert Rosendorfer. - Super!, freu' ich mich, ich liebe Rosendorfer. Dann liest Peter Uray: eine nette, brave G'schicht. Und ich wundere mich, recht enttäuscht, denn das ist nicht "mein" Rosendorfer, da fehlt die Farb'. Und lese nach, und stelle fest, der Text wurde um zirka ein Drittel gekürzt. Mit ziemlich sicherer Gefühllosigkeit grad um das Versponnene gebracht, was das Besondere und Einzigartige ist an Herbert Rosendorfer. Er wurde halt (von einem ungenannten Pantscher) auf Sendezeit zurecht - und dadurch verbogen. - Pfui Teufel.
Später dann, um 16.55 Uhr, "Die Literatur-Miniatur": Zwischen verbindenden Worten Zitate aus dem Roman "Mitten am Rand" von Reinhard J. Helscher, auch Neurologe an einem Wiener Spital. Ein Stückchen Buch wird gelesen: Der ich-erzählende Arzt schildert (ein bisschen kabarettistisch, ein bisschen trivial) ein Gespräch mit dem Spitalsportier. Davor jedoch Selbstbekenntnisse des Autors aus des Buches Anhang: Lebensmotto "Es lebt der Mensch, so lange er irrt", Leidenschaft: "Die Kunst, andere umzulächeln und in Literatur aufzulösen". Das führt fast zwangsläufig zu einer weiteren Erkenntnis des Autors, wonach in Wien "der einzige mögliche Durchbruch der Magendurchbruch" sei; kein Wunder nach einem Schluck Umgelächelt-Aufge-löstem. Ansonsten blieb die Info bruchstückhaft und die Qualität des Buches im Verborgenen. - Ist halt so in brutto fünf Minuten.