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Auch wenn sie den Erfolg nicht selbst errungen hatten, feierten die Regierungsgegner in Thailand einen Sieg: Bei den Anhängern der außerparlamentarischen Oppositionsbewegung "Volksallianz für Demokratie" (PAD) brach gewaltiger Jubel aus, als das Verfassungsgericht ein Verbot der regierenden "Partei der Volksmacht" (PPP) verkündete.
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Die Freudentänze der PAD waren aber verfrüht: Premier Somchai Wongsawat muss zwar zurücktreten und auch 24 Parlamentarier wurden mit einem Politikverbot belegt. Doch hält die bisherige Regierung noch immer die Mehrheit, die verbliebenen PPP-Abgeordneten wechseln einfach in eine neu gegründete Partei. Demnächst wollen sie aus ihrer Mitte einen neuen Premier wählen.
Die Krise ist also nicht gelöst, die Fronten bleiben die gleichen. Die PAD hat zwar angekündigt, ihre Proteste zu beenden, doch die Frage ist, für wie lange. Denn die PAD wird die neu formierte Regierungspartei ebenso wie die PPP für einen Handlanger des 2006 vom Militär gestürzten Ex-Premiers Thaksin Shinawatra halten. Der PAD gegenüber stehen die Regierungsanhänger, die ebenfalls schon zu Tausenden durch die Straßen zogen.
Die Opposition wird vor allem von der städtischen Machtelite unterstützt, die Regierungsanhänger stammen vorwiegend aus der ärmlichen Landbevölkerung. Auch farblich lassen sich die Lager unterscheiden: Die PAD-Anhänger tragen stets gelb, die Regierungs-Sympathisanten rot.
Die Farbwahl der Opposition ist kein Zufall: Gelb ist die Farbe des Königshauses, die PAD-Demonstranten wollen damit ihre Nähe zu König Bhumibol Adulyadej unter Beweis stellen.
Zudem hat die PAD schon öfters das Regierungslager als Monarchiefeinde denunziert. Schlimmer könnte ein Vorwurf in Thailand nicht sein - aber auch nicht absurder. Bhumibol wird von der gesamten Bevölkerung gottgleich verehrt und ist in dem gespaltenen Land die einzige Konstante. Deshalb könnte wohl ein Machtwort Bhumibols die Krise beenden.
Der Monarch hat in der Vergangenheit schon öfters bei Konflikten eingegriffen. So ließ er Anfang der 90er Jahre vom Militär verfolgte Demonstranten in seinem Palast Zuflucht nehmen. Auch der Putsch gegen Thaksin soll die Zustimmung des Königshauses gehabt haben.
Zur derzeitigen Krise hat sich der König aber noch nicht geäußert. Nun wartet das gesamte Land gespannt auf den Donnerstag, wenn er einen Tag vor seinem 81. Geburtstag eine Rede hält. Es ist aber fraglich, ob Bhumibol dabei eine konkrete Lösung ins Spiel bringt. Er blieb bei seinen Reden schon oft auch in Zeiten größter Spannungen vage - und mahnte nur allgemein Toleranz und die nationale Einheit ein. Sollte er sich auch diesmal für diesen Weg entscheiden, wäre die Krise wohl prolongiert.