Etwa zwanzig Autonome besetzen Studentenbeisl der ÖH.|Am Montag wurde gekocht, am Dienstag gibt es "feministischen Abend".
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Wien. Wer sie sind, wollen sie nicht sagen. Was sie wollen, ist ein selbstverwaltetes Lokal für Menschen, Studenten und Nicht-Studenten. Das war am Montag unter der "Info"-Telefonnummer bzw. auf dem Internet-Kurznachrichtendiens Twitter zu erfahren. Und auch am Dienstag befand sich das Café der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) noch in Besetzer-Hand.
Als die "Wiener Zeitung" am Montag in der Währinger Straße 18 vorbei schaut, schreibt eine junge Frau "autonom" und "selbstverwaltet" auf eine Tafel vor dem Lokal. Es ist eine Gruppe aus Studenten, Punks und Hippies, die es sich in den Räumlichkeiten und vor dem Lokal gemütlich machen, auch einige Hunde haben sie dabei. Plötzlich geht ein Hund der Besetzer mit lautem Bellen auf einen anderen, vorbei gehenden Hund los.
Linke Autonome gegen linke Studentenvertretung
Ähnlich mutet die Besetzung des Cafés an, geht es da doch von außen betrachtet links gegen links; eine autonome Gruppe gegen die linke Führung der ÖH Uni Wien. Rund 20 Leute haben sich in dem Studi-Beisl einquartiert, und mussten sich dazu nicht einmal gewaltsam Zugang verschaffen: Die Schlüssel haben sie von jemandem bekommen - und sie wollen jetzt dort weiter machen, wo die Mitarbeiter des Lokals aufgehört haben. Denn diese seien, so einer der Besetzer, ohne Vorwarnung gekündigt worden und hätten das Geschäftslokal "fluchtartig" verlassen - sogar der Kaffeesud habe sich noch in der Kaffeemaschine befunden. Bei den Mitarbeitern hätte man bewusst Menschen mit Migrationshintergrund oder Alleinerzieherinnen genommen - und diese stünden jetzt ohne Arbeit da, kritisiert der Besetzer, auf dessen Oberarm "Verbrennt euer Geld" steht.
"ÖH vertritt nicht die Interessen der Studenten"
Die ÖH würde nur Politik machen und nicht die Interessen der Studenten vertreten, sagt der Besetzer. Auch über den <span style="font-weight: bold; text-decoration: underline;">ÖH-Kindergarten zeigt er sich enttäuscht und meint, das werde das nächste Ziel von Besetzungen sein.
Das Café Rosa sei leer gestanden, jetzt wolle man das umsetzen, was es von Anfang an hätte sein sollen: ein selbstverwaltetes Lokal, in dem selbst gekocht wird, und die Speisen günstig weitergegeben werden können.
"Jeder soll selbst entscheiden was er beitragen will"
Ziel der Besetzer ist es auch laut der ebenfalls von Besetzern übernommenen Homepage des Cafés Rosa, "die ursprüngliche Idee" "aufzugreifen und zu erweitern": Es soll darin nach Vorstellung der Besetzer keine fixen Preise geben und jeder selbst entscheiden, was er "beitragen kann und will". Wie bisher soll es auch keinen Konsumzwang geben. Abgelehnt werden Merkmale "eines ordinär geführten Lokales", wie es sie unter der Verwaltung des von der ÖH Uni Wien eingesetzten Vereines gab, etwa eine Geschäftsführung und "Lohnabhängige". Außerdem soll der Raum nicht nur für Studierende da sein und die Veranstaltungen sich nicht auf das Uni-Leben beschränken.
Seitens der ÖH gibt es derzeit noch keine Auskunft, es wird noch über die aktuelle Situation gesprochen.
Das 450.000 Euro schwere Café Rosa - eine Chronologie
Das Lokal, das linke Studenten am frühen Montagnachmittag besetzt haben, war von der ÖH der Uni Wien mit fast 450.000 Euro gefördert worden. Wegen wirtschaftlicher Probleme hatte die ÖH Uni Wien sich im März entschlossen, nach einem externen Betreiber zu suchen und selbst nur noch inhaltliche Projekte in dem Lokal durchzuführen.
Das Café Rosa wurde von der ÖH-Exekutive bestehend aus Grünen und Alternativen StudentInnen (GRAS), Verband Sozialistischer Student_innen (VSStÖ) und dem Kommunistischen StudentInnenverband - Linke Liste (KSV-LiLi) entwickelt, öffnete im Mai 2011 seine Pforten und ist seither umstritten. Der Vorsitzenden der Bundes-ÖH, Janine Wulz (GRAS), hatte ihre Mitarbeit an der Planung des Cafés einen (gescheiterten) Abwahlantrag der VP-nahen AktionsGemeinschaft (AG) eingebracht, vom Ring Freiheitlicher Studenten (RFS) gab es sorgar eine Anzeige wegen des Verdachts der Untreue und satzungswidriger Verwendung von ÖH-Mitteln. Auch die Kontrollkommission im Wissenschaftsministerium ist seit längerem aktiv und prüft, ob durch die Gründung eines Betreibervereins die nötige Genehmigung durch das Ministerium umgangen werden sollte.