15 Mrd. Euro für Ausbau notwendig. | Bevölkerung könnte volle Last des teureren Ökostroms zahlen müssen. | Alpbach. Österreichs Energiebetriebe müssen 15 Mrd. Euro in den Ausbau der Stromnetze investieren, sagte Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber in seiner Rolle als Vorsitzender des Verbands der Elektrizitätsunternehmen im Rahmen des Forums Alpbach. Andernfalls drohe eine ernsthafte Überlastung der Netze. In der Folge seien die Stromreserven nicht mehr garantiert: "Wir fahren nahe an der Belastungsgrenze", so Anzengruber.
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Zwar ergebe sich aus den Einbrüchen aufgrund der Wirtschaftskrise eine gewisse Entlastung - der Verbund-Chef rechnet, wie berichtet, für 2009 mit einem Rückgang des Stromverbrauchs um 7 Prozent. "Wenn es aber wieder ein dynamisches Wachstum gibt, müssen wir entscheiden, ob wir vorne dabei sein wollen oder ob wir in eine Situation kommen wollen, wo Industriebetrieben mit neuen Vorhaben nicht mehr gestattet werden kann, sich anzuschließen."
Österreichs Strom wird zu 60 Prozent aus Wasserkraft generiert, zu 30 Prozent aus Gas und Kohle, 10 Prozent werden importiert. Eine Erhöhung der Produktion um 20 Prozent wäre laut Anzengruber zwar möglich, würde jedoch den Bau neuer Wasserkraftwerke erfordern oder etwa "Sonnenkollektoren auf einer Fläche so groß wie ein Drittel von Kärnten".
Schwankungen ausgleichen
Sinnvoller wäre es, die Netze so auszubauen, dass erneuerbare Energien vom Norden, wo sich etwa genügend Windräder befänden, in den Süden zu den Endkunden transportiert werden können. "Windkraftwerke müssen dort stehen und laufen nur, wo und wenn der Wind geht. Schwankungen müssen also permanent ausgeglichen werden. Dadurch, dass der Anteil an fossilen Energien aber zurückgeht, wird der Bedarf an erneuerbaren Energien steigen. Mit den derzeitigen Kapazitäten können wir dann Schwankungen nicht mehr ausgleichen." Neben der Energiebranche fordern auch der IT- und Telekom-Bereich eine strategisch koordinierte Infrastrukturplanung. Anzengruber übt Kritik an langwierigen Genehmigungsverfahren, die den Netzausbau um bis zu 20 Jahre verzögern könnten: "Öffentliches Interesse ist ein Unwort bei diesen Vorhaben."
Zum Ökostromgesetz, das nun am 23. September 2009 ohne die geplante Deckelung der Zusatzkosten für energieintensive Betriebe beschlossen werden soll, erklärt der Verbund-Chef: "Planungssicherheit ist wichtig, damit man, wenn man etwa Photovoltaik-Anlagen baut, geregelte Tarife hat. Allerdings wird sich die Industrie gegen eine Aufhebung der Deckelung zu wehren wissen. Sollte das gelingen, wälzt sich der volle Zuschlag für den teureren Ökostrom auf die Mittelschicht um. Warum schreit also nur die Industrie, warum nicht die Bevölkerung?"