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Verbund droht mit Abschalten

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

Der Verbund droht: Sollte die Zuteilung der Emissionszertifikate nicht in ausreichendem Maß erfolgen, werden kalorische Kraftwerke abgeschaltet. Vorausgesetzt, die Kosten für Erzeugung und Zusatzzertifikate übersteigen die Großhandelspreise. Damit werde der Import von Kernenergie zunehmen, erklärt Verbund-Chef Hans Haider. Auch der Bau des neuen thermischen Kraftwerkes nahe Graz stehe damit in Frage. Sicher sei, dass der Klimaschutz Strom teurer machen werde.


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Die Österreichische Elektrizitätswirtschafts-AG (Verbund) emittierte im Vorjahr 5,1 Mill. Tonnen Kohlendioxid. Zu erwarten seien Gratisverschmutzungsrechte für maximal 3,4 Mill. Tonnen. Der Rest (1,7 Mill.) müsste zugekauft werden. Noch sei völlig unklar, wo und von wem, kritisiert Haider.

Der Preis für die Tonne Treibhausgas liegt derzeit bei 13 Euro. Finanzvorstand Michael Pistauer rechnet vor, dass damit die jährlichen Kosten aus diesem Titel 25 Mill. Euro betragen. Auch fürchtet der Verbund Pönalezahlungen. "Für jede Tonne, für die es keine Zertifikate gibt, kann eine Strafe bis 40 Euro anfallen." Haider stellt klar, dass sich das Unternehmen dieser Gefahr gar nicht erst aussetzen werde, sondern rechtzeitig die Kraftwerke abschalten werde.

Ein anderes Thema, das beim Verbund-Vorstandstrio die Gemüter erhitzt, ist die Ökostromförderung. Haider fordert eine Reparatur des Gesetzes. Außerdem will der Stromkonzern diese Tätigkeit an den Energie-Regulator abgeben.

Die Forderung von Wirtschaftsminister Martin Bartenstein, der auch Eigentümervertreter des Verbundes ist, die Netzgesellschaft Austrian Power Grid (APG) solle die Förderung trotz leeren Topfes vorstrecken, stößt auf vehementen Widerstand. Der Verbund weigert sich. "Ohne Haftung der Republik wird es keine Vorfinanzierung geben." Haider steht auf dem Standpunkt, dass er seinen Aktionären und nicht den Betreibern von Ökoanlagen verpflichtet ist. Daran könne auch der Wunsch des Ministers nicht ändern. Denn die Belastung von 40 bis 50 Mill. Euro pro Jahr sei nicht zumutbar. Wegen seiner Drohung und Haltung zum Ökostromgesetz hagelt es heftige Kritik von Greenpeace. Die Umweltschutzorganisation spricht von Ökostromblockade.

Wie ein zäher Teig mutet mittlerweile das Thema Österreichische Stromlösung an. Ein Start derselben wurde mehrmals versprochen, ist aber derzeit nicht abzusehen. Es spießt sich am von Brüssel verordneten Verkauf der Großkundengesellschaft APC. Laut Verbund gibt es Offerte von einem ausländischen und zwei inländischen Stromversorgern und es werde verhandelt. - Haider ist wieder einmal zuversichtlich, dass die Angelegenheit bis zur Deadline 11. April erledigt wird.

Mit dem Ergebnis 2003 liegt der Verbund unter den Erwartungen der Analysten. Vor allem der Ergebniseinbruch im vierten Quartal - Minus 22 Mill. Euro im Vergleich zum Vorjahr - wird kritisch gesehen. Trotz schlechter Wasserführung kann sich das Gesamtkonzernergebnis mit 200 (nach 154,9) Mill. Euro sehen lassen. Der Umsatz stieg von 2.072 auf 2,478 Mill. Euro. Das operative Ergebnis sank jedoch um 3% auf 322 Mill. Euro. Dass darunter das Konzernergebnis nicht gelitten hat, daran ist das Finanzergebnis mit 88 Mill. Euro schuld, zu dem der starke Euro einen beträchtlichen Beitrag geleistet hat. Der Verbund profitierte vom steigenden Stomverkauf und den ebenfalls steigenden Großhandelspreisen, die auch in Zukunft weiter anziehen werden. Der Vorstand weiß, was er den Anlegern schuldig ist und erhöht die Dividende zum dritten Mal in Folge, diesmal um 43% von 1,4 auf 2 Euro je Aktie.