Die Verbund-Tochter APG steht abermals unter Beschuss. Die "gesetzeswidrigen" Minitarife für Ökostrom können die betroffenen Energiepioniere - zumeist Landwirte - nicht mehr hinnehmen. Sie halten diese Strategie des Energieriesen für grob fahrlässig, da sie anstehende Investitionen in Österreich von 500 Mill. Euro und damit gleichzeitig 8.000 Arbeitsplätze gefährdet. Die Betriebskosten für die neuen Anlagen seien höher als das Gebotene, kritisiert der Biomasse-Verband.
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"Viele Bauern haben ihren Nebenerwerb an den Nagel gehängt, weil sie hofften mit dem Hof und dem kleinen Kraftwerk ihr Auslangen zu finden," berichtet der Kärntner Thomas Gadner. Er hat selbst seinen Job als Lehrer aufgegeben und wollte sein Zusatzeinkommen mit einer 250 kW-Biogasanlage bestreiten. Doch jetzt muss sich Gadner wieder nach einer neuen Stelle umschauen. Denn die Strategie des Verbund-Unternehmens APG für Strom aus Biogas nur noch 4,12 Cent statt der gesetzlich festgelegten 14,5 Cent je kWh anzubieten, machte ihm einen Strich durch die Rechnung. "In Kärnten teilen 40 andere Landwirte dasselbe Schicksal."
Sie wollten 10 Biogasanlagen mit einem Investitionsvolumen von 10 Mill. Euro errichten und hätten damit dem Maismarkt einen Dienst erwiesen. Für das Vorhaben könnten nur noch bis August EU-Fördermittel beantragt werden. Ohne Garantie, den im Gesetz vorgesehenen Einspeisetarif zu bekommen, werde jedoch nichts errichtet und das Geld bleibe in Brüssel. Ähnlich ergeht es Alois Kowald. Der Steirer hat 1,4 Mill. Euro in eine 500 KW-Anlage gebuttert und sieht sich jetzt an den Rand der Existenz gedrängt. "Ich werde kämpfen, sonst geh ich in Konkurs."
In ganz Österreich sind laut Josef Plank, dem Energieexperten des Biomasse-Verbands, weitere hunterte Strompioniere, die ihr Glück mit Biomasse, Windkraft oder Solarenergie versuchen wollten, betroffen. Plank geht mit dem Verbund hart ins Gericht und bezeichnet dessen Vorgehen als "grob fahrlässig und gesetzeswidrig". Auch wenn im Fördertopf wegen der mangelhaften Ökostrom-Zuschlagsverordnung 40 Mill. Euro fehlen würden, müsste die APG sich an geltenden Gesetze halten und korrekte Tarife auszahlen. Denn für einen solchen Fall sei Vorsorge getroffen worden. "Das Risiko, dass die APG vorschiebt, hat sie gar nicht. Fehlbeträge werden im nächsten Jahr ausgeglichen." Der Verbund könne sich somit nicht auf das Aktiengesetz berufen, sondern sei verpflichtet sofort zu handeln.
Schuld an der Misere seit auch der Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider, der einer Erhöhung des Öko-Zuschlags um 0,07 Cent je kWh aus wahlkampftaktischen Überlegungen nicht zustimmte. Ebenso mitverschuldet habe sie aber Wiens Bürgermeister Häupl. Er forderte eine gleich hohe Förderung für KWK-Anlagen wie im Vorjahr von 95 Mill. Euro und habe sich damit seine Zustimmung zur Ökostromverordnung abkaufen lassen.