Zum Hauptinhalt springen

Verbund greift nach OMV-Tochter Gas Connect

Von Karl Leban

Wirtschaft
Zum Portfolio der Gas Connect gehört auch der Gasknoten Baumgarten in Niederösterreich.
© OMV Solutions

Über das Leitungsnetz der GCA könnte der Stromriese auch Grünen Wasserstoff transportieren.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 4 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Österreichs größter Stromkonzern, der Verbund, spitzt darauf, künftig auch Gaspipeline-Betreiber zu sein. Montagabend gab das Unternehmen bekannt, für den 51-Prozent-Anteil des Öl- und Gaskonzerns OMV an der Gas Connect Austria (GCA) ein verbindliches Angebot gemacht zu haben. Zuvor hatten die beiden teilstaatlichen Betriebe monatelang - ab Mitte März - exklusiv miteinander verhandelt. Jetzt liegt der Ball bei der OMV. "Wir schauen uns das Angebot an", sagte ein Sprecher am Dienstag, ohne jedoch den Preis und andere Details nennen zu wollen. Auch der Verbund hielt sich zu Einzelheiten seines Offerts bedeckt.

Vor vier Jahren hatte sich die OMV bereits von einem erklecklichen Anteil an der GCA getrennt. Damals erwarb ein Konsortium aus dem deutschen Allianz-Konzern sowie der italienischen Firma Snam, einem Fernleitungsnetzbetreiber für Erdgas, die zum Verkauf gestellte 49-Prozent-Beteiligung - für 601 Millionen Euro. Dieser Preis kann wohl auch als grobe Richtgröße für das Verbund-Angebot herangezogen werden - wenngleich ein Mehrheitsanteil von 51 Prozent vermutlich noch einen substanziellen Preisaufschlag wert ist.

Reguliertes Business

Die GCA verfügt hierzulande über ein mehr als 900 Kilometer langes Erdgas-Hochdruckleitungsnetz, ihre verkaufte Transportkapazität beträgt jährlich 143 Milliarden Kubikmeter Gas.

Dass die OMV bei der Gas Connect nun ganz aussteigen will, hat laut einem Sprecher damit zu tun, dass deren Geschäft nach der Liberalisierung des Gasmarktes (2012) reguliert ist. Jedem Player muss demnach zu gleichen Bedingungen Zugang zum Netz der GCA geboten werden. "Wirtschaftlich ist dieses Business nur eingeschränkt gestaltbar", erklärt der Sprecher dazu. Außerdem habe das Management "andere" Rendite-Erwartungen. "Im Gashandel und Gasspeichergeschäft bleiben wir aber", so der Sprecher.

Ein weiterer Grund, der die Entscheidung der OMV beschleunigt hat, sich von der GCA komplett zu trennen, ist die kurz vor dem Corona-Shutdown bekanntgegebene Großakquisition im Bereich Petrochemie. Die OMV stockt bei Borealis von 36 Prozent auf eine Mehrheitsbeteiligung von 75 Prozent auf. Einen Teil dieses 4,1 Milliarden Euro schweren Zukaufs will der Konzern mit dem Erlös aus dem Verkauf seiner Gas-Connect-Anteile und seines Tankstellennetzes in Bayern und Baden-Württemberg finanzieren.

Klappt es mit dem Einstieg des vom Bund kontrollierten Verbund-Konzerns bei der GCA, bleibt deren Leitungsnetz, das für die Gasversorgung Österreichs strategisch überaus wichtig ist, mehrheitlich in öffentlicher Hand. Das liegt auch im Interesse der heimischen Politik. Im Übrigen gilt der Verbund als Spezialist im Umgang mit Netzinfrastruktur. Über seine Tochter Austrian Power Grid (APG) ist der Konzern bereits im Stromleitungsgeschäft tätig, die APG betreibt ein fast 7000 Kilometer langes Übertragungsnetz.

Der geplante GCA-Einstieg steht aber auch im Kontext mit einem Schlüsselenergieträger der Energiewende, dem Grünen Wasserstoff. Vor dem Hintergrund der Dekarbonisierung hat der Verbund hier zwei Forschungsprojekte im Laufen (eines am Standort Mellach, das andere in Linz bei der Voestalpine). Grüner Wasserstoff ist als Rohstoff in der Mobilität und in der Industrie sowie zur Speicherung von Strom einsetzbar - und darüber hinaus auch über ein Gasleitungsnetz transportierbar.