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Verbund steigert Gewinne kräftig

Von Helmut Dité

Wirtschaft

Inlandsabsatz nach Jahren erstmals wieder gestiegen. | Dividende um 20 Prozent höher. | Wien. Österreichs größter Stromerzeuger Verbund hat den Gewinn im Vorjahr weit kräftiger gesteigert als den Umsatz und will auch heuer wachsen. Generaldirektor Michael Pistauer war am Mittwoch bei der Bilanzpressekonferenz in Wien zwar mit seinen Prognosen wie gewohnt eher vorsichtig. Ein operatives Ergebnis (Ebit) von erstmals mehr als einer Milliarde Euro - nach zuletzt 916 Millionen - sieht er aber für 2008 als "mindestens" erreichbar. Mittelfristig peilt er ein "stabiles Wachstum von mindestens zehn Prozent pro Jahr an". Auch die Dividende - für 2007 steigt sie um 20 Prozent auf 90 Cent je Aktien - soll in ähnlichem Ausmaß mitwachsen.


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Höhere Investitionen

Bis 2015 will der Wasserkraftkonzern insgesamt fast 7 Milliarden Euro in den Ausbau von Kraftwerken, Leitungen und Beteiligungen stecken - gut 40 Prozent davon im Inland. Zwar kommen mittlerweile gut 60 Prozent der Erlöse aus dem Ausland -, wichtigster Markt ist mit Abstand Deutschland, wo allein fast 1,3 der insgesamt erstmals mehr als drei Umsatzmilliarden erzielt wurden. Aber zum ersten Mal seit mehreren Jahren ist auch der Absatz an österreichische Kunden - vor allem an die Landesgesellschaften in Wien und Niederösterreich - im letzten Jahr wieder um gut ein Fünftel gestiegen.

Trotz unterdurchschnittlicher Wasserführung vor allem im zweiten und dritten Quartal steigerte der Konzern die Stromerzeugung - vor allem wegen eines vermehrten Einsatzes der Pumpspeicherkraftwerke - um 0,8 Prozent auf 28.307 Gigawattstunden. "Die Speicher werden - ebenso wie das Übertragungsnetz - in einem sich stark wandelnden Strommarkt überhaupt zu immer wertvolleren Assets", betonte Pistauer. Im Inland ist unter anderem das Kavernenkraftwerk Limberg II bei Kaprun im Bau, ein ähnliches Projekte auf dem Reißeck ist in Planung.

Im Ausland liegt der Fokus auf dem Ausbau der bestehenden Joint-Ventures in Italien, Frankreich, der Türkei bzw. auf neuen Projekten im südosteuropäischen Raum. "Da gehen wir auch gern in projektbezogene Partnerschaften. Albanien etwa schauen wir uns gemeinsam mit der EVN an, in Rumänien könnte die OMV ein Partner sein."

"Das Licht geht in Österreich heuer nicht aus", beruhigt Pistauer angesichts der drastischen Warnung seines Kollegen vom deutschen Stromriesen RWE, Jürgen Großmann. Der hatte gestern via "Bild" großflächige Stromausfälle im heurigen Sommer in Europa vorausgesagt, weil Kraftwerke fehlen. Österreich verfüge im Prinzip noch über ausreichende Kapazitäten, obwohl man seit mehreren Jahren ein Netto-Importeur von Strom geworden sei. Österreich sei aber gut beraten, zügig in weitere Erzeugungskapazitäten zu investieren und die Genehmigungsverfahren zügiger abzuwickeln. Für Mellach, ein 800 Megawatt-Gaskraftwerk in der Steiermark, habe man "nach vielen Jahren" jetzt fast alles unter Dach und Fach, bis zum Sommer sollten die letzten Hürden überwunden und auch die Gaslieferverträge unterschrieben sein. "Gebaut ist es dann relativ schnell, wenn wir im Herbst anfangen können".

Keine Preiserhöhung

Der Verbund wird den Strompreis für seine Endkunden in nächster Zeit - "sicher bis in den Herbst hinein" - nicht anheben. Ende 2007 kauften bereits 130.000 Haushalts- und Gewerbekunden ihren Strom beim Verbund, um 70.000 mehr als im Jahr davor. Der Verbund werde immer zu den günstigsten Anbietern in Österreich gehören, versicherte Pistauer. An den internationalen Strom-Großhandelsbörsen rechnet der Verbund-Chef aber mit einem weiterhin hohen Preisniveau - die CO 2 -Emissionzertifikate sollten dabei die Konkurrenz härter treffen als den Verbund, der 86 Prozent seines Stroms aus Wasserkraft erzeugt.