Zum Hauptinhalt springen

Verbund steigt in Frankreich ein

Von Helmut Dité

Wirtschaft

+++ Austro-Mehrheit an gemeinsamer Gesellschaft für neue Gaskraftwerke. | Verbund-Aktie auf neuem Hoch. | Wien. Österreichs größter Stromerzeuger Verbund steckt insgesamt 100 Millionen Euro in seine neue Partnerschaft mit dem französischen Strom- und Gasunternehmen Poweo. Neben den 39 Mio. Euro, mit denen der Verbund im Zuge einer Kapitalerhöhung zu 25 Prozent bei Poweo einsteigt und damit größter Aktionär wird, macht er auch noch 59 Mio. Euro für eine gemeinsame Kraftwerks-Tochter flüssig.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 19 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Erstes Kraftwerk soll 2008 in Betrieb gehen

Konkret plant Poweo, der größte unabhängige Strom- und Gasversorger in Frankreich, die Errichtung eines 400-Megawatt- und eines 800-Megawatt Gaskraftwerks. Die erste "Combined cycle gas turbine"-Anlage (CCGT) in Pont sur Sambre in Nordostfrankreich mit einer Leistung von 412 MW und Siemens als Generalunternehmer soll 180 Millionen Euro kosten und 2008 den Betrieb aufnehmen. Insgesamt plant Poweo laut einem Bericht der "Neuen Zürcher Zeitung" in Summe Kraftwerke mit insgesamt 3200 Megawatt Leistung.

An der Kraftwerks-Errichtungsgesellschaft wird der Verbund von Anfang an durchgerechnet die Mehrheit halten, an der französischen Muttergesellschaft wäre dies erst nach einer weiteren Kapitalaufstockung möglich, die als Option für die kommenden Jahre ins Auge gefasst ist. Der Börsenwert der im Alternext-Segment der multinationalen Börse Euronext gelisteten Poweo liegt bei etwas über 100 Mio. Euro.

Starkes Wachstum im Auslandsgeschäft

Mit dem Schritt nach Frankreich verstärke der Verbund - vor der endgültigen Deregulierung des Strommarktes in dem Land - seine Aktivitäten auf dem, nach Deutschland, zweitgrößten Strommarkt Europas "mit hohem Entwicklungspotenzial", so Verbund-Vorstandsmitglied Johann Sereinig zur "Wiener Zeitung".

Österreichs Wasserkraft-Riese ist in den letzten Jahren vor allem im Ausland stark gewachsen - fast zwei Drittel der Stromerlöse werden bereits außerhalb des Heimmarktes lukriert. Vor allem in Italien, wo ebenfalls eine Beteiligung besteht und Kraftwerksneubauten geplant sind, sowie in Deutschland gab es starkes Wachstum.

Herausforderung für staatlichen Stromriesen

Poweo gilt als Frankreichs führendes unabhängiges Strom- und Gasvertriebsunternehmen und damit als stärkster Herausforderer der staatlichen Electricite de France (EdF) - "Ein David misst sich am Goliath EdF", hatte die "NZZ" getitelt. In dem schon für neue Anbieter geöffneten KMU-Segment habe Poweo rund 50 Prozent jener Kunden gewinnen können, die ihren Anbieter gewechselt hätten. Seit der Geschäftsaufnahme im Juni 2002 seien rund 84.000 Kunden akquiriert worden, mehrheitlich im Strombereich. Anfang 2006 wollte man früheren Angaben zufolge die 100.000er-Marke knacken, pro Woche kämen gut 1.500 Kunden hinzu, hieß es erst kürzlich. Im Jahr 2005 wurden rund 170 Mio. Euro Umsatz erzielt. Gegründet wurde Poweo im Juni 2002 vom ehemaligen Investmentbanker Charles Beigbeder, der das Unternehmen auch leitet.

Potential in Europas zweitgrößtem Markt.

Seit Juli 2004 ist der Strommarkt Frankreichs zum Teil geöffnet, Privathaushalte werden aber erst ab Juli 2007 zwischen konkurrierenden Anbietern wählen können. Frankreich habe erhebliches Wachstumspotenzial für neue Anbieter, so der Verbund. Derzeit halte die EdF noch rund 90 Prozent am Strommarkt.

An der Wiener Börse stieg die Verbundaktie nach der ad hoc-Mitteilung des Frankreich-Deals auf ein neues Hoch bei 337 Euro.