Bei der gestrigen Verbund- Hauptversammlung stand die Stromehe mit der EnergieAllianz nicht auf der Tagesordnung, dennoch beschäftigte sie Vorstand und Aktionäre.
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Wieder einmal erwies sich Verbund-Chef Hans Haider als großer Gegner der Österreichischen Stromlösung (ÖSL). Er war es auch, der die ÖSL nicht als Tagesordnungspunkt haben wollte. Denn für die von ihm einst als sicher gepriesenen Synergien gebe es nun keinerlei Garantie mehr. Er sprach in Bezug auf das Bündnis mit der Energie Allianz, als ob die "Ehefesseln" dem Verbund keinerlei Gestaltungsmöglichkeit mehr ließen. Konkret war von "monopolartiger Abschottung" die Rede, die nicht im Sinne des größten heimischen Stromversorgers sei. Weiters gab er zu bedenken, dass wesentliche Punkte des Konstrukts noch offen seien. Für die Allianz-Partner sind die Verhandlungen jedoch längst abgeschlossen.
Aufhorchen ließ Michael Stern, Vertreter der Republik in Funktion als Verbund-Haupteigentümer. Er betonte, dass aus Sicht des Wirtschaftsministers die ÖSL "nur ein erster Schritt zu einer Gesamtlösung" sei. Die Gespräche müssten bis Mitte Juni zu Ende gebracht werden. Zur Absicherung sollen noch externe Gutachter die Einsparungseffekte bewerten. Angeblich existiert aber bereits ein Gutachten.
Für Aufregung sorgte die Neubestellung des Aufsichtsrats. Statt bisher 12 waren nur noch 10 Mandate zu vergeben. Durch den Rost fielen dabei die Wiener Stadtwerke (WStw), die mit 10% zweitgrößter Aktionär sind und im Syndikat mit EVN und Tiwag gar auf 25% kommen.
WStw und EVN beteuerten den Willen an der ÖSL festzuhalten und warnten vor dem Risiko von Schadenersatzansprüchen. Die Drohung kam beim künftigen Partner an. Auch sei die bereits erfolgte Abgabe von Beteiligungen "ohne Stromehe nicht hinzunnehmen". So wurde von den Allianz-Partnern Wienenergie-Chef Michael Obentraut, ein glühender ÖSL-Verfechter, zum 11. Aufsichtsrat nominiert. Dieser Antrag blitzte jedoch ab, die Hauptversammlung entschied beim reduzierten Gremium zu bleiben.