Nettogewinn stieg um fast ein Fünftel auf 687 Mio. Euro. | Erzeugung 2009 schon zu 70 Prozent im voraus verkauft. | Wien. "Wir wollen - und können - einen wichtigen Beitrag zur Entschärfung der herrschenden Wirtschafts- und Stimmungskrise leisten", sagte der neue Verbund-Vorstandschef Wolfgang Anzengruber am Mittwoch bei der Präsentation der Bilanz 2008 des Stromkonzerns in Wien. Das ambitionierte Investitionsprogramm von Österreichs größtem Stromkonzern soll ohne Einschränkungen fortgesetzt werden, so Anzengruber.
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Einen deutlichen Rückgang bei der Stromnachfrage gebe es noch nicht, man rechne für 2009 aber auch mit keinem Wachstum und sei für allfällige Krisenszenarien gut gerüstet.
Die Latte für Anzengruber liegt hoch: Das hervorragende Ergebnis von 2008, das bisher bei weitem beste der Firmengeschichte - "ein Verdienst des früheren Generaldirektors Michael Pistauer und seiner Vorstandskollegen" - werde man 2009 wohl nicht toppen können, so der seit Anfang des Jahres tätige neue Konzernchef. Aber "einigermaßen in die Größenordnung von 2008" werde man schon kommen.
2008 waren die Umsatzerlöse um fast ein Viertel auf mehr als 3,7 Milliarden Euro gestiegen, das operative Ergebnis (Ebit) wuchs in ähnlicher Größenordnung auf knapp 1,14 Milliarden. Der Nettogewinn stieg um mehr als 18 Prozent auf knapp 687 Millionen Euro. Die Dividende soll von zuletzt 90 Cent auf 1,05 Euro angehoben werden.
Seine Stromerzeugung erhöhte der Verbund-Konzern im Vorjahr um 1,2 Prozent auf 28.660 Gigawattstunden - 88 Prozent davon stammten aus heimischer Wasserkraft.
Das Jahr 2009 sei "relativ gut abgesichert", betonte Anzengruber, da man fast 70 Prozent der Jahreserzeugung schon 2008 zu noch guten Preisen - im Schnitt fast 71 Euro je Megawattstunde - verkauft habe. Auch seien wegen der jetzigen und künftigen Stromlücke mittelfristig wieder steigende Großhandelspreise zu erwarten.
"Unser Investitionsprogramm in Österreich wird ungeschmälert fortgesetzt", sagte Anzengruber. Dabei gehe es im Inland um 2,8 Milliarden Euro in den nächsten Jahren, allein im Wasserkraft-Bereich um 28 Projekte, inklusive Ausbau und Effizienzsteigerung bestehender Anlagen. 2008 hatte der Verbund seine Sachanlagen-Investments von 249 auf 404 Millionen Euro gesteigert.
Samt der Aufstockung von Beteiligungen in Italien, Frankreich und der Türkei - und dem forcierten Ausbau der Erzeugungskapazitäten in diesen Ländern - wird auch heuer wieder insgesamt rund eine Milliarde Euro investiert.
Reduzieren oder in der Priorität zurückstufen werde man dagegen Investitionen in Zentral- und Osteuropa. "Dort wird es wegen der Finanzkrise wohl etwas langsamer gehen", so Anzengruber. Zuletzt hatte man 2008 den Zuschlag für den Bau und den Betrieb des des Ashta-Wasserkraftwerks in Albanien erhalten.
Salzburg-Leitung: Teil 2 vorerst blockiert
Im heimischen 380-kV-Leitungsnetz nimmt der Verbund heuer Mitte des Jahres die Steiermark-Leitung in Betrieb - 22 Jahre nach Planungsbeginn. Im Westen soll der erste, schon genehmigte Teil des Lückenschlusses im Höchstspannungsnetz in Angriff genommen werden. Der zweite Teil - von Kaprun bis Salzburg - kann aber nicht gebaut werden, da das kurz vor Weihnachten beschlossene Salzburger Landeselektrizitätsgesetz dafür eine Erdverkabelung vorschreibt - die Mehrkosten würden 1,5 bis 2 Mrd. Euro betragen. An der fehlenden Leitung hängt auch die nächste geplante Kaprun-Erweiterung (Limberg III). Das Pumpspeicherkraftwerk Limberg II mit 480 Megawatt Leistung liegt dagegen mehrere Monate vor dem Terminplan, es könnte Ende 2011 ans Netz gehen. Das neue Salzach-Kraftwerk Werfen/Pfarrwerfen liefert bereits Strom, im Donaukraftwerk Aschach geht die Erneuerung der Maschinen weiter.