)
Zuversicht ist eine Gnade, die wohl nur derjenige zu schätzen weiß, der an den großen und kleinen Problemen des Lebens verzweifelt: Werden unsere Kinder und Enkel noch den einzigartigen Frieden und Wohlstand erleben, nach denen sich auch der ganze große Rest der Menschheit verzehrt?
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Ist die liberale Demokratie doch nicht das erhoffte "Ende der Geschichte", sondern nur ein Zwischenschritt, auf den rigidere, weniger freie Gesellschaftsordnungen folgen? Wie lässt sich unser maßloser Energiehunger auf Dauer decken, ohne das Ökosystem aus dem Gleichgewicht zu kippen? Die Liste könnte man noch endlos weiterführen...
Die Aufklärung hat uns Menschen in die allein verantwortliche Rolle für den Weltenlauf gedrängt. Zwar glaubt nach wie vor an eine höhere, ordnende Macht, wer dies kann und will. Aber der Keim des Zweifels ist gesetzt. Der Philosoph Rudolf Burger hat das "die grundsätzliche Unsicherheit der Moderne" genannt: "Die Menschen sind frei, selbst wenn sie sich einreden, dass sie es nicht sind. Und sie wissen, dass sie frei sind."
Das wäre ja grundsätzlich kein Unglück, hätte nicht die grenzenlose Zuversicht in die technischen und moralischen Fähigkeiten des Menschen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einer tiefen Fortschrittsskepsis weichen müssen. Und mit der Wissensexplosion in den Biowissenschaften steht uns bereits eine neue Galerie der Möglichkeiten offen, die ausgezeichneten Stoff für apokalyptische Alpträume hergeben.
In dieser Situation auf die Weisheit der Staatenlenker zu setzen, wie es für frühere Generationen üblich war, hat sich mittlerweile ebenfalls erledigt. Nicht, dass unsere Politiker allesamt jene Versager wären, als die sie in der medialen Darstellung zumeist karikiert werden. Es ist nur leider so, dass ihnen die Zügel der Macht längst aus den Händen geglitten sind. Wirtschaft wie Bürger widersetzen sich ebenso beharrlich wie leidenschaftlich dem Ansinnen der Politik, dass sie nach ihren Vorgaben glücklich werden sollen.
Wir wissen jedoch, dass jeder für sich allein mit dieser Aufgabe hoffnungslos überfordert ist. Wenn überhaupt, so kann das nur durch Kooperation, von den Einzelnen wie von den Vielen, gelingen.