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Vereinssitzung

Von Stefanie Holzer

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Das ganze Wochenende wartet man, ein bißchen wie auf einen Boxkampf, auf "Zur Sache". Eine spannende Auseinandersetzung versprach das Aufeinandertreffen der Kämpen Schüller und Krenn unter

der Leitung von Peter Pelinka. Dann entwickelte sich die Sache anders als erwartet. Ein bißchen so, als ob man als passionierter Kegler bei einer Vereinssitzung der Boccia-Spieler zuhörte, fragte man

sich, was da eigentlich verhandelt wurde. Über ein "ich habe das gesagt und er hat darauf gesagt" kam die Sache nicht hinaus. Seit Wochen beherrscht Krenns Weigerung, sich den Spielregeln seines

Clubs unterzuordnen, die österreichischen Medien. Dabei ist die katholische Kirche ja nicht der Staat, bloß die Religionsgemeinschaft eines zugegebenermaßen hohen Prozentsatzes der Bevölkerung.

Krenn wirkte manchmal ein bißchen wie ein Darsteller seiner selbst: Er dürfte vor Streß geringfügig abgenommen haben, war weniger geistesgegenwärtig und viel weniger geschickt in der rhetorischen

Täuschung. Als er coram publico Schüller seine bischöfliche Verzeihung zuteil werden ließ, merkte man, wie groggy er war. Wahrscheinlich braucht er wirklich einen Erholungsurlaub. Aber diese Ruhe ist

der katholischen Kirche erst zu gönnen, wenn ihre Würdenträger und auch die Laien endlich einmal nicht mehr "Diozöse", sondern "Diözese" sagen.