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Vereint in alter Größe

Von David Ignatius

Gastkommentare
Der Autor war Chefredakteur der "International Herald Tribune". Seine Kolumne erscheint auch in der "Washington Post".

2017 wird ein Testjahr, wie gut das politische System der USA unter Stress funktioniert.


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Für die USA war 2016 kein gutes Jahr: Immer noch Krieg, die Präsidentschaftswahl eine brutale Schlammschlacht, die uns mehr polarisiert hat als jemals zuvor. Unsere engsten Verbündeten wurden durch Terror und Aufruhr erschüttert. Unsere Gegner haben sich an unserer Politik zu schaffen gemacht. Selbst die grundsätzlichsten Fakten wurden in Frage gestellt. Für wen man auch immer gestimmt hat, nur wenige wünschen sich noch so ein Jahr.

Auf 2017 blicken viele daher mit einer Mischung aus Hoffnung und Besorgnis. 2017 wird ein Testjahr, wie gut unser System unter Stress funktioniert. Unser neuer Präsident, Donald Trump, ist für radikale Veränderungen, was seine Unterstützer begrüßen, andere aber fürchten. Übertreibt er, wird er keinen Erfolg haben. Wie sehr wird Trump darauf beharren, bestehende Gesetze und Abkommen aufzulösen? Und werden Regierungsbeamte, die schwören, die Verfassung zu schützen und zu verteidigen, durch ihr Verhalten zeigen, dass es ihnen ernst damit ist? Bald wird Trump sein Amt antreten, aber er ist vielen noch immer ein Rätsel.

Unter allen Umständen will er Veränderungen herbeiführen. Ohne Limits? Was, wenn Trump versucht, sich über das Gesetz zu stellen? Er wäre nicht der erste US-Präsident, der das tut. Sind die USA immer noch stark genug, Widerstand zu leisten? Was, wenn Trump die Untersuchung der russischen Hackerangriffe, durchgeführt von den US-Geheimdiensten und vom Kongress, vereitelt?

2017 werden die USA ernste Spannungen erleben, ausgelöst durch Veränderungen und politische Spaltung. Wir sind jetzt schon ein butterweiches Ziel für unsere Gegner, ein Staat, dessen Nerven blank liegen. Unsere Vorbilder sind Männer und Frauen, die jeden Tag früh aufstehen, um dem Land zu dienen, in Schulen, in Krankenhäusern, bei der Feuerwehr und bei militärischen Auslandseinsätzen. So unerschütterlich wie sie wollen wir in der Not sein. 2017 werden wir sehen, wie gesund unser Gemeinwesen wirklich ist und ob die demokratischen Einrichtungen standhalten.

Im Musical "Carousel", der aktuellen Rodgers-und-Hammerstein-Produktion der Arena Stage in Washington, einer Hymne auf die Blue-Collar-USA, findet sich viel von unserem nationalen Mythos. Wie in "Oklahoma" werden die USA hier so beschrieben, wie viele sie sich vorstellen, wenn sie daran denken, wie es früher war. Wie ist es zu dieser klassischen amerikanischen Geschichte über das Arbeiterleben gekommen? Es handelt sich um eine Adaption eines ungarischen Theaterstücks aus dem Jahr 1909. Die Broadway-Version aus dem Jahr 1945 stammt von zwei jüdischen US-Bürgern, inszeniert von einem US-Bürger armenischer Herkunft.

Schmelztiegel: Dieser Ausdruck wird heute oft negativ aufgefasst. Nicht so damals. Wenn Trump sagt, er will die USA wieder groß machen, ruft er die nationale Mythologie, die uns verbindet, wach. Nach der Verletzungsserie des vorigen Jahres ist das vielleicht ein Gedanke, den wir alle akzeptieren können. Die USA sind am größten, wenn sie tatsächlich vereint sind, selbstsicher, und alle Bürger einschließen. Hoffen wir also, dass es das ist, was Trump für unser Land vorschwebt. In dieser Hinsicht müssen wir wieder "groß" werden.

Übersetzung: Hilde Weiss