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Verfrühter Osterschinken

Von Francesco Campagner

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Die Karwoche ist jene Zeit, in der die Fernsehanstalten den zweiten Höhepunkt des Jahres einläuten. So wie die Schoko-Osterhasen und die gefärbten Eier immer früher in die Regale der Supermärkte landen und manchmal nicht einmal bis Ostern haltbar sind, so agieren auch die einzelnen Sender mit den Schätzen ihrer Archive. Der Osterschinken wird bereits am Palmsonntag angeschnitten, sprich die besten Filme werden schon vor den Feiertagen serviert. Auch der ORF macht in diesem Reigen der Frühstarter eifrig mit - am Samstag gab es "Asterix und Obelix", am Sonntag "X-Men" und am Montag "True Lies".

Am Dienstag wurden die Zuseher dagegen mit der passenden "Universum"-Doku über Hasen feinfühlig in die richtige Stimmung für das wichtigste christliche Fest des Jahres gebracht. Vorbei sind immerhin die Zeiten der langatmigen Vierteiler. Vorbei ist auch jene der Zurückhaltung der Programmmacher, die sich im Fernsehen immer nur als ermüdendes Bildungsfernsehen gepaart mit getragenen Konzerten ernster Musik entpuppt hatte. Stattdessen dürfen Pfundskerle und Sextherapeuten weiter durchs Programm wirbeln und am Karfreitag ist das Programm von ORF 1 fest in Komödienhand. Gerade um 15 Uhr gibt es noch eine traditionelle Pause, ehe es in "Hör mal, wer da hämmert" sinnigerweise um Thanksgiving geht. Die Zeiten haben sich geändert, und das zahlende Publikum will unterhalten werden. Und falls nicht, kann es anhand des Ausschaltknopfes demokratisch selbst über sein Schicksal entscheiden.