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Auch bei Ö1, dem man "sendungsbewusst" lauschen sollte, muss Hinein- und Vorbeihören erlaubt sein; ist manchmal aus Zeitgründen nicht mehr drin. So uns passiert am Mittwochvormittag. Wenn zwei Moderatoren aus der 1er-Garnitur die Musik gekonnt servieren, dann löst man sich nur schweren Herzens. Sybille Norden verführte mit Fauré und Ravel zum "Pasticcio", Albert Hosp machte wie gewohnt in "Aufgelegt" hellhörig; beispielsweise mit feiner Musik für Streichquartett von Ernst Toch. Eloquent, was bei diesem Do-it-yourself-Sender nicht immer der Fall ist, gingen Präsentatoren und Gäste um 20 Uhr auf Radio Orange ans Werk. Unter dem Motto "Der 7. Tag" ging es in der Sendung "BiG" um die religiöse Gruppe der Adventisten. Eines ihrer Hauptthemen ist die Verführung zum drogenfreien Leben. Wie es da mit der legendären Verwandlung von Wasser in Wein stünde, fragte die Moderatorin den Pastor. Bei diesem 1. Wunder Jesu, so der Befragte, könne er sich gar nicht vorstellen, dass es da wirklich um Wein gegangen sei, wohl eher um Traubensaft. Das griechische Wort dafür lege dies nahe. Wir lernten einmal mehr: Alles ist Auslegungssache. Wie man etwas haben möchte, biegt man sich's zurecht. Auch Helge Schneider, der Musikclown, ist ein großer Zurechtbieger von Wörtern, Bedeutungsinhalten, Melodien und Klängen. Seiner neuen CD "out of Kaktus" war gestern früh das ganze "Leporello" gewidmet. Interessant, das kleine Kunstwerk - das köstliche "Mörchen-Lied" mit dem Refrain "Mariuhana ist nicht gut" - auf der einen Seite, und Helges Privatüberzeugung dazu: Mit unter Drogen Stehenden könne man und wolle er einfach nichts anfangen. Zehn Stunden vorher kickte Real Madrid derart königlich, dass man sich ganz einfach und gefahrlos daran berauschen konnte.