Auf globaler Ebene werden die Klimaziele immer noch klar überschritten.
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Für die internationale Klimapolitik steht viel auf dem Spiel. Um die 1,5-Grad-Grenze nicht zu überschreiten, bräuchte es tiefgreifende Maßnahmen wie einen Förderungs- und Verbrennungsstopp fossiler Brennstoffe wie Kohle, Gas oder Erdöl. Auf solche dringend nötigen Beschlüsse, die zu raschen Emissionssenkungen beitragen würden, wartet man bisher vergebens.
Im Pariser Klimavertrag von 2015 wurde das Ziel festgeschrieben, den globalen durchschnittlichen Temperaturanstieg auf deutlich unter 2 Grad, möglichst auf 1,5 Grad, gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. In den vergangenen Jahren wurde dieses globale Ziel in nationale Klimaziele übersetzt. Obwohl viele Staaten hier scheinbar ehrgeizige Klimaziele verfolgen und Klimaneutralität anstreben - Österreich etwa bis 2040 -, wird die 1,5-Grad-Grenze auf globaler Ebene, alle nationale Klimaziele zusammengenommen, noch immer klar überschritten. Bei der COP27 in Sharm-El-Sheikh wird es darauf ankommen, ob die Emissionslücke durch die Nachjustierung nationaler Klimaziele verringert werden kann.
Ein weiteres zentrales Thema ist die schleppende Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen an die Folgen der Klimakrise und die dafür unzureichenden finanziellen Zusagen. Jene Länder, die bereits jetzt massiv von den Folgen der Klimakrise betroffen sind, fordern, dass die Anpassung an die Klimakrise als globale Herausforderung anerkannt und nicht allein als nationales oder regionales Problem betrachtet wird.
Darüber hinaus wird es auch um das Thema "Loss and Damage" gehen - also um die Frage, inwieweit jene Länder, die historisch die Hauptverantwortung für den Klimawandel tragen, für die damit verbundenen Schäden haften und Entschädigung zahlen sollen. Solche Initiativen wurden in der Vergangenheit immer wieder von den Industrieländern, insbesondere den USA, blockiert. Selbst bei der Klimafinanzierung, bei der die Industrieländer ab 2020 eigentlich 100 Milliarden US-Dollar jährlich zur Verfügung stellen sollen, bleiben die Zusagen bislang unzulänglich.
Um das 1,5-Grad-Ziel doch noch zu erreichen, wären aber noch weitaus größere Anstrengungen erforderlich. So hat die Internationale Energiebehörde erklärt, dass keine neuen Projekte zur Erschließung fossiler Brennstoffe mehr begonnen werden dürften, wenn die Welt den Grenzwert von 1,5 Grad einhalten will.
Gleichzeitig werden jedoch immer mehr Projekte zur Erschließung neuer Öl- und Gasfelder begonnen - und das nicht erst seit der aktuellen Energiekrise. Allein die großteils schon vor der Energiekrise geplanten Projekte führen zu CO2-Emissionen, die das verbleibende globale Emissionsbudget deutlich übersteigen. Notwendig ist stattdessen, den Lock-in fossiler Infrastruktur und Technologien - also die Bindung gesellschaftlicher Investitionen und Ressourcen an den Ausbau fossiler Energieträger - aufzubrechen.
Doch angesichts der Energiekrise haben sich die Subventionen für fossile Energieträger weltweit verdoppelt. Das dürfte die ohnehin schleppenden Anstrengungen erschweren, sich auf internationaler Ebene auf einen Ausstieg aus der Verbrennung fossiler Energieträger zu einigen.