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Vergessener Inselstaat als Ping-Pong-Ball in der Region

Von Arian Faal

Analysen

Bahrain dient den Sunniten als wichtige Stütze Saudi-Arabiens. Die vom Iran unterstützte schiitische Mehrheit wird unterdrückt.


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Verhaftungen, Auspeitschungen, Repression und Unterdrückung der Opposition: Im Westen nehmen die Medien kaum Notiz davon, was sich im reichen Inselstaat Bahrain abspielt. Über Unruhen wie die aktuelle wird eher nur berichtet, wenn sie rund um Formel-1-Rennen stattfinden.

Letztere haben durch eine offensive Verhaftungspolitik der sunnitischen Führung, die als verlängerter Arm Saudi-Arabiens gilt, am Persischen Golf eine neue Dimension erreicht. Die schiitische Mehrheit innerhalb der Bevölkerung dient hierbei als Ping-Pong-Ball. Denn regiert wird das Königreich, das 33 Inseln umfasst, von der sunnitischen Herrscherfamilie Al-Khalifa. Bahrain liegt somit geografisch und politisch mittendrin im Konflikt um die Vorherrschaft zwischen Teheran und Riad im Nahen und Mittleren Osten. Die Nähe zur wichtigen Handelsstraße, der Meerenge von Hormuz und der Ölreichtum werten diesen Status zusätzlich auf.

Die Al-Khalifa-Familie hat exzellente Beziehungen zu Saudi-Arabien und betreibt ihre Innen- und Außenpolitik auch entsprechend der saudischen Wünsche. Die öffentlich zugelassenen und akzeptierten Medien des Landes führen allesamt Institutionen, die der Führung in Riad genehm sind. Oppositionelle Journalisten leben gefährlich. Viele von ihnen sind als Regimegegner in Haft, darunter auch junge Blogger.

Viel berichtet wird aber im Westen nicht über diese Dinge, da die wichtigsten Medien des Landes den Scheichs in Katar und Saudi-Arabien gehören. Dass nebenbei der Islamischer Staat (IS) immer mehr Fuß fasst in Bahrain, wird vorsorglich vom Königshaus verschwiegen, sorgt hinter den Kulissen aber bereits für Irritationen, zumal auch bahrainische Soldaten als IS-Kämpfer entlarvt wurden.

Angst vor schiitischem Bahrain

Das von Riad vorgegebene Credo der Führung ist seit Jahren dasselbe: Die Schiiten in der Region - und damit der iranische Einfluss - dürfen nicht zu mächtig werden. Hinzu kommt, dass die östliche Ölregion Saudi-Arabiens von Schiiten dominiert wird und an Bahrain grenzt, was die Sorge der Saudis vor einem schiitischen Bahrain noch zusätzlich schürt. Deswegen wirft man dem Iran bei jedem Aufflammen von Protesten, wie im November, Einmischung vor.

Mittlerweile ist auch der schiitische Oppositionsführer Scheich Ali Salman seit einigen Wochen verhaftet, weil er die Wahlen im November als "unrechtmäßig" boykottiert hatte. Sogar die USA haben den Machthabern daraufhin sanft zu verstehen gegeben, dass die Verhaftung die Spannungen im Inselstaat anheizen könnte. Die US-Warnung verhallte ins Leere.

Der tägliche Schlagabtausch zwischen den Schiiten und der herrschenden sunnitischen Minderheit geht weiter. Die sunnitische Oberschicht sitzt aber nicht nur an den Hebeln der Macht, sondern verwaltet auch die lukrativen Öleinnahmen. Leidtragende des Konflikts sind die Zivilisten. Anders als in Syrien und im Irak schauen die westlichen Staaten bei den täglichen Menschenrechtsverletzungen, der Frauenunterdrückung und den Folterungen dezent weg. Saudi-Arabien ist zufrieden, solange die Ölquellen in der Hand Bahrains bleiben, und auch die USA haben kein Interesse an einem Regimewechsel. Denn hier befindet sich der Stützpunkt der 5. US-Flotte, der die Öltanker am Persischen Golf kontrolliert, damit sie weiter ungehindert die Meerenge von Hormuz passieren können. Sogar der Sport will trotz dieser Missstände auf Bahrain als Austragungsstätte nicht verzichten.

Wenn die Machthaber nicht bald auf diesen vollen Rucksack an Herausforderungen reagieren, könnte ein Flächenbrand mit weitreichenden Folgen bevorstehen.