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Dieser Streit habe den Sport nun voll "vergiftet". Gemeint hat Vito Ippolito, Chef des internationalen Motorrad-Verbandes FIM, den
seit längerem schwelenden Zwist in der MotoGP-Klasse zwischen WM-Leader Valentino Rossi und dem entthronten Titelverteidiger Marc Márquez. Als dieser nun am vergangenen Wochenende beim Malaysia-Grand-Prix eskalierte - Rossi soll seinen Rivalen vom Motorrad gekickt haben -, platzte Ippolito der Kragen. Dies sei kein Umgang, der "den Geist des Fair Plays respektiert" polterte er. Und daher "Gift" für den Sport.
Der Begriff ist vom FIM-Boss ja nicht einmal so schlecht gewählt, ließe sich doch dieser Befund auf zahllose andere Konfliktfelder und Disziplinen im Sportwesen übertragen, wobei freilich die Sticheleien zwischen Athleten, so wie wir sie etwa auch aus dem Skisport, der Formel 1 oder dem Fußball zur Genüge kennen, die geringere Dosis ausmachen. In Wirklichkeit wird das den Sport so schädigende Gift an anderen Stellen gemischt und verspritzt. Im dopingverseuchten Biathlon-, Rad- und Leichtathletiksport zum Beispiel. Während sich die einen ihre geschundenen Körper mit verbotenen, mehr oder weniger giftigen Substanzen vollpumpen, werden die anderen - allen voran die Konkurrenten, aber auch die Fans - in einem beispiellosen Akt der Vertrauensintoxikation um ihr Erfolgserlebnis gebracht. Ein weiterer Killer, der dem Sport ebenso schnell den Rest geben kann, ist freilich auch das liebe Geld. Ob es um unterschlagene Fördergelder, Wettbetrug durch Spielmanipulation oder gekaufte WM- und EM-Veranstaltungen geht - der schnöde Mammon ist und bleibt immer noch eine hochwirksame Giftschleuder im internationalen Sportwesen. Was Rossi getan hat, war gewiss eine böse Sache. Aber die wirklich tödlichen Schierlingsbecher für den Sport stehen woanders.