Es stellt sich die Frage, was man tun kann, damit Chats auf dem Handy nicht öffentlich werden.
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Aufgrund von öffentlich gewordenen Chatprotokollen musste Thomas Schmid, Chef der Staatsholding Öbag, seinen Hut nehmen. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) hatte die Mobiltelefone von Schmid und Finanzminister Gernot Blümel beschlagnahmt und war dabei auf die betreffenden Chats gestoßen. Diese sind zwar strafrechtlich nicht relevant, sie zeigen aber unter anderem den Postenschacher, durch den Schmid als Vertrauter von Bundeskanzler Sebastian Kurz zu seiner Stelle kam. Schmid war aufgrund dieser Chats in seiner Position nicht mehr haltbar.
Seine interimistische Nachfolgerin, Öbag-Direktorin Christine Catasta, verteidigte Schmid und meinte, dass er letztlich über Chats gestolpert sei, wie sie "jeder" auf dem Smartphone habe - aber diese würden in der Regel eben nicht öffentlich. Zurecht übt Neos-Vorsitzende Beate Meinl-Reisinger scharfe Kritik an dieser Aussage.
Es stellt sich die Frage, was man tun kann, damit Chats auf dem Handy nicht öffentlich werden. Schmid selbst hatte sein Handy vor der Beschlagnahme auf Werkseinstellung zurückgesetzt beziehungsweise Nachrichten gelöscht. Trotzdem wurden die Chats und Daten von Forensikern der Ibiza-Ermittlungsbehörden wiederhergestellt. Das geht immer dann, wenn diese Daten noch im Flashspeicher aufzufinden sind. Sie werden erst dann wirklich gelöscht, wenn sie mit anderen Daten überschrieben werden. Löschen ist zudem immer dann wirkungslos, wenn noch irgendwo ein Backup existiert, zum Beispiel in der Cloud. Denn dann sind diese Daten weiterhin verfügbar. Die Strafverfolgungsbehörden haben durchaus Möglichkeiten, sich Zutritt dazu zu beschaffen. So soll die WKStA ein Rechtshilfeansuchen an das US-Justizministerium gestellt haben, bei dem es um Mails von Blümel geht, die man in der Apple-Cloud zu finden hoffte.
Eine weitere Möglichkeit, sich zu schützen, besteht darin, eine verschlüsselte Kommunikationsform zu wählen. Doch auch das führt nur bedingt zum Ziel. So weiß man, dass Polizei und Geheimdienste etwa WhatsApp mitlesen können. Für Telegram gilt das schon seit längerem. Aus den USA ist bekannt, dass mindestens 2.000 Strafverfolgungsbehörden in allen 50 Bundesstaaten über Tools verfügen, um in gesperrte, verschlüsselte Telefone zu gelangen und deren Daten zu extrahieren. Die österreichische Polizei verwendet Tools der israelischen Spionagefirma Cellebrite, mit denen sie Daten auf Geräten aufspüren und gegebenenfalls auch entschlüsseln kann. Wirklich sicher, dass niemand mitlesen kann, kann man somit auch bei einer verschlüsselten Kommunikation nicht sein.
Nicht vergessen sollte man, dass es immer wieder vorkommt, dass eine Kommunikation gehackt wird, wie etwa der E-Mail-Verkehr von Hillary Clinton. Selbiges ist gerade Micha Dworczyk, dem Amtschef des polnischen Premierministers, passiert. Er hat zahlreiche dienstliche E-Mails von seinem privaten Konto verschickt. Nun wurde er Opfer eines Hackerangriffes, und seine E-Mails erscheinen derzeit fortlaufend auf Telegram. Der Google-CEO Eric Schmid hat einmal festgestellt: "Wenn es etwas gibt, von dem Sie nicht wollen, dass es irgendjemand erfährt, sollten Sie es vielleicht einfach nicht tun." Das mag als guter Rat für Menschen, die etwas zu verbergen haben, gedacht gewesen sein.
Was man jedenfalls festhalten sollte, ist, dass es keinen hundertprozentigen Schutz vor einer Offenlegung von digitaler Kommunikation gibt.