Bis zu vier Millionen Opfer weltweit. | Geschätzte 7000 Betroffene in Wien. | Gmunden. Illegaler Menschenhandel ist nach dem Geschäft mit Drogen und Waffen der am schnellsten wachsende kriminelle Wirtschaftszweig. Geschätzte vier Millionen Menschen werden jährlich verkauft. Das Department für Migration und Globalisierung der Donau-Universität Krems lädt deshalb in seiner heurigen Summer School in Schloss Orth renommierte Experten zur Diskussion zum Thema "Menschenhandel in Europa" ein.
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Experten sprechen von einer neuen Form der Sklaverei, wenn es um Menschenhandel geht. Vor allem Frauen und Kinder tappen leicht in die Falle der kriminellen Schlepper. Mit falschen Versprechungen lockt man sie aus ihren Herkunftsländern in den Westen, wo sie nicht selten als Prostituierte oder Hausangestellte ausgebeutet werden. Kinder werden zum Stehlen und Betteln gezwungen.
Angst behindert die Ermittlungen
Die Suche nach den Tätern verläuft oft im Sand, da es sich beim Menschenhandel längst um ein globalisiertes Geschäft handelt. Bereits im Juni 2010 identifizierte ein Bericht des amerikanischen Außenministeriums (Trafficking in Persons Report/TIP) Österreich als Ziel- und Transitland für Menschenhandel. Die Durchgeschleusten kommen zunehmend auch aus den unmittelbaren Nachbarländern wie Slowenien oder Ungarn.
Die Vorgehensweise ist in vielen Fällen ähnlich. Jungen Frauen werden lukrative Stellen im Westen versprochen. Wer die lange "Reise" übersteht, muss diese selbstverständlich bezahlen: Frauen durch Prostitution, Männer nicht selten, indem sie für Einbrüche oder Diebstähle missbraucht werden. Aus Angst vor den kriminellen Drahtziehern geben die Opfer kaum Auskunft über die Hintermänner. Zu groß sind die Befürchtungen, im Gefängnis zu landen oder die eigene Familie zu gefährden.
Österreich bereits aktiv in der Bekämpfung
Die Internationale Organisation für Migration (IOM) geht von geschätzten 7000 Opfern allein in Wien aus, gesicherte Daten fehlen jedoch. Vergleichsweise niedrig fällt die Anzahl der Anzeigen aus, so waren es im Jahr 2008 in etwa 30 auf ganz Österreich verteilt. Als Folge wurden sechs Verurteilungen wegen Menschenhandels und 61 wegen grenzüberschreitenden Prostitutionshandels verhängt.
Im Außenministerium ist man schon länger auf das Thema spezialisiert. Die im Jahr 2004 gegründete Task Force Menschenhandel gilt als vorbildlich und sogar strenger als es die EU-Vorgaben verlangen. Die Höchststrafe für schwere Fälle mit Gewalt oder Kindern als Opfer beläuft sich auf zehn Jahr. Im Vergleich dazu gibt die EU eine Mindesthöchststrafe von acht Jahren vor.
Dialogforum Summer School 2010
+++ Außenministerium
+++ International Organization for Migration (IOM)
+++ Trafficking in Persons Report