Drittes TV-Duell war dem unpopulären Thema Außenpolitik gewidmet.
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Boca Raton.
In Boca Raton stand die Welt kopf. In der dritten und letzten TV-Konfrontation zwischen US-Präsident Barack Obama und Ex-Gouverneur Mitt Romney schien es, als hätte irgendjemand Haltung und Positionen der Kontrahenten ordentlich durcheinandergeschüttelt. Thema der Debatte war die Außenpolitik, ein Thema, das generell den amtierenden Präsidenten begünstigt und in dem speziell Obama als haushoher Favorit gesehen wurde.
"Wenn du sie nicht schlagen kannst, verwirre sie": Sollte Romney diese Strategie nicht gekannt haben, so muss er sie wohl für sich neu erfunden haben. Wochenlang hatte der Republikaner eine harte Linie gegenüber China gepredigt. Nun gab er die "Taube", warf seinem demokratischen Gegner vor, eine zu strenge Haltung gegenüber den Chinesen einzunehmen. Romney erklärte, er wünsche sich das friedliebende China als Partner, nur bei Details der Spielregeln - wie etwa der unterbewerteten Währung - müsse es Anpassungen geben.
In dieser Spielart ging es dann weiter: "Wir können uns nicht einfach den Weg aus diesem Schlamassel morden", sagte Romney über die Jagd auf Al-Kaida-Chef Osama bin Laden, die sein Parteikollege George W. Bush als Präsident begonnen hatte und Obama schließlich zu Ende gebracht hatte. Es brauche einen schlauen und umfassenden Ansatz, um wieder Ordnung in die "muslimische Welt" zu bringen. Obama, der Falke und Romney, die Taube?
Doch die Außenpolitik war ohnedies nicht das, was Romney interessierte. Das lag nicht nur daran, dass Obama auf dem Gebiet mehr zugetraut wurde, sondern auch daran, dass das Thema in den USA generell weniger interessiert als etwa Wirtschaft und Innenpolitik. Und so bog denn Romney gleich bei erster Gelegenheit ab und lenkte die Diskussion auf das Thema Wirtschaft, bei dem er wiederum die Nase vorne hat. Doch auch hier wieder die verkehrte Welt.
Mehrfach hatte Romney die sündteure Rettung der Autoindustrie durch den Präsidenten angeprangert. In der Debatte bezeichnete er sich am Montagabend als Kind der Automobil-Hochburg Detroit und beteuerte, dass er den bankrotten Unternehmen geholfen hätte.
Obama wiederum trat mit der Strategie eines Herausforderers an und nicht mit der eines Amtsinhabers. Kaum eine Gelegenheit, die er ausließ, um seinen Gegner anzugreifen. "Jedes Mal, wenn Sie eine Meinung zu dem Thema abgegeben haben, sind Sie daneben gelegen", attackierte Obama. Romney hingegen parierte - nicht nur einmal - mit einem: "Mich anzugreifen ist keine (politische) Agenda." Eine Antwort, die man sich so eher von einem Präsidenten erwartet hätte. Genau darauf war Romney an diesem Abend aus: Nur ja nicht den Rabauken geben, der vielleicht gar an Obamas Vorgänger Bush erinnern könnte.
Das Highlight der Debatte konnte dafür Obama für sich verbuchen. Auf den Vorwurf Romneys hin, die US-Navy verfüge heute über weniger Schiffe als 1917 konterte er: "Wir haben auch weniger Pferde und Bajonette." Das Wesen des Militärs habe sich seit 1917 verändert. "Dafür haben wir diese Dinger, die Flugzeugträger heißen und auf denen Flugzeuge landen. Wir haben auch diese Schiffe, die unter Wasser fahren und Unterseeboote heißen", stieß Obama nach.
Pferde und Bajonette sowie ein geografischer Fauxpas
Diese Episode wurde umgehend zum Renner auf YouTube und beim Kurznachrichtendienst Twitter, wo sie mehr als 60.000 Mal pro Minute gesendet wurde. Dagegen fiel nicht einmal mehr auf, dass Romney an dem Abend geografisch voll daneben gelegen hatte und Syrien als Meereszugang des Iran bezeichnet hatte, obwohl die Perser eine hunderte Kilometer lange Küste zum Persischen Golf und Arabischen Meer haben. Ganz abgesehen davon, dass der Iran nicht an Syrien grenzt.
Die unentschlossenen Wähler zu verwirren, mag Romney gelungen sein, sie auf seine Seite zu ziehen allerdings nicht. Eine klare Mehrheit sah Obama als Sieger und vertraut ihm auch mehr in Sachen Außenpolitik als Romney. Im Sport spräche man von der goldenen Ananas, also von einem Sieg in einem bedeutungslosen Spiel. Denn darin sind sich so gut wie alle amerikanischen Analysten einig: Die Außenpolitik interessiert in diesem Wahlkampf kaum und die dazugehörige Debatte war somit die unwichtigste von den dreien.