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Verkürbisste Wissenschaft

Von Edwin Baumgartner

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Britische Militärhistoriker schlackern mit den Ohren und drehen ein Freudentänzchen gemeinsam mit den Kryptozoologen. Es ist ja auch wirklich ein Sensationsfund: Britische Kabelleger entdeckten beim Verlegen eines Seekabels im Meer vor Schottland das Wrack des deutschen U-Boots "UB-85" aus dem Ersten Weltkrieg.

"UB-85" ist nicht irgendein U-Boot, es ist das U-Boot, denn es hat die kurioseste Versenkungsgeschichte. 1918 brachte die britische Küstenwache das in der See dümpelnde Boot auf. Ehe sie es versenkten, nahmen die Briten die deutsche Mannschaft gefangen. Verwundert fragte der britische Kapitän, wieso das U-Boot nicht abgetaucht sei.

Und jetzt kommt’s: Der deutsche Kapitän behauptete, ein Seeungeheuer habe sein U-Boot angegriffen. Beim Kampf mit dem Monster sei das Boot so schwer beschädigt worden, dass es nicht mehr tauchfähig gewesen sei.

Das erscheint einerseits gerade vor der Küste Schottlands plausibel, denn warum sollte Nessie, die alte Patriotin, nicht auch einen kriegswichtigen Beitrag geleistet haben? Schwimmt durch einen Tunnel vom Loch Ness ins Meer und beißt einem deutschen U-Boot sozusagen das U ab. Das muss jedem Nessianer plausibel scheinen. Andererseits freuen sich Kryptozoologen, also jene Zoologen, die nach Tieren suchen, die es noch nie gab, auf die Untersuchungen des Wracks. Vielleicht steckt im rostigen Stahl ein Seeschlangengiftzahn oder eine Rumpfplatte wellt sich in Form eines Riesenkalmarsaugnapfes.

Gerade recht zu Halloween geschieht’s: Der Kürbis lacht auch der Wissenschaft. Ein supergespenstisches "Huh!" darauf!