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Verlagsriesen sind schlecht für Autoren

Von Edwin Baumgartner

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Die Branche staunt über den Bertelsmann-Pearson-Deal, und die Wirtschaft jubelt, wie bei den meisten Mega-Fusionen in welcher Branche auch immer. Für den Autor aber (und darf man anmerken, dass es in der Literatur doch primär um ihn geht - um ihn gehen sollte?) sind solche Fusionen schlecht. Denn die Möglichkeiten für den Autor werden geringer, je größer der Verlag ist und je mehr Konkurrenten er dadurch aus dem Weg räumt.

Die Sache ist ganz einfach: Ein Buch in einem Verlag zu platzieren, hat immer mit dem persönlichen Geschmack der Verlagsvertretung zu tun. Wenn das Lektorat des Verlags A das Buch nicht mag, kann es der Autor mit Verlag B versuchen, und so weiter. Je mehr Verlage vorhanden sind, desto größer ist die Chance, unterzukommen. Es gab schon Bestseller, die an die 40 Verlagen und mehr angeboten wurden, ehe einer zugriff.

Nach den Verlagsfusionen der Vergangenheit reduzieren sich die Chancen zunehmend. Denn obwohl es in der Regel heißt, die Töchter des gleichen Mutterkonzerns würden unabhängig voneinander agieren, tun sie es nicht. Ein Autor, der von einer Tochter eines Mutterkonzerns abgelehnt wurde, braucht gar nicht erst ein Auge auf ihre Schwester zu werfen - er wird es nicht zum Familienmitglied bringen.

Und sollte der Autor doch im Mega-Verlag untergekommen sein, muss er sich darauf gefasst machen, sein weiteres Schaffen dem Verlagsinteresse unterzuordnen, oder Schiffbruch zu erleiden. Denn Individualität ist so ziemlich das Letzte, was in Großkonzernen gefragt ist.