USA für sofortige Waffenruhe | Israel hat als Reaktion auf die internationale Kritik an den Angriffen auf Zivilisten am Mittwoch eine neue Taktik eingeschlagen. Am Abend wurden Luftangriffe auf das Grenzgebiet zu Ägypten mit Flugblättern angekündigt. "Sie haben bis 20 Uhr (19.00 Uhr MEZ)", heißt es auf den Flugblättern. Wer im Grenzbereich zu Ägypten lebe, müsse "sein Haus verlassen".
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Unter der Südgrenze des Gazastreifens verlaufen zahlreiche von den Palästinensern gegrabene Tunnel. Sie sollen unter anderem genutzt werden, um Waffen in das ansonsten weitgehend abgesperrte Gebiet zu transportieren, dienen aber auch dem Austausch von Lebensmitteln und anderen Gütern.
USA besorgt
US-Außenministerin Condoleezza Rice forderte von Israel mehr humanitäre Unterstützung für die Palästinenser im Gazastreifen. Die USA seien froh, dass am Mittwoch während einer Feuerpause Hilfslieferungen in die Krisenregion gebracht werden konnten. "Aber das muss immer und immer wieder gemacht werden, weil die Menschen in Gaza Nahrung, Hilfsmittel und Medikamente bekommen müssen", sagte Rice.
Die USA sind ihren Worten zufolge "tief besorgt" über die humanitäre Lage in dem Küstenstreifen. Sie habe Berichte über "besondere Probleme" bekommen, die sie sehr ausführlich und sehr offen mit der israelischen Seite besprochen habe, sagte Rice.
Deutlicher als zuvor stellte sich die Ministerin hinter den neuen ägyptischen Vorstoß zu einer unverzüglichen Waffenruhe in Gaza.
Humanitäte Initiative Ägyptens
Am Donnerstag soll Amos Gilad, politischer Berater des israelischen Verteidigungsministers Ehud Barak, nach Kairo reisen, um über Ägyptens Vorschlag für eine Waffenruhe zu beraten. Gilad, der unter Vermittlung Ägyptens bereits den vor kurzen ausgelaufenen halbjährigen Waffenstillstand mit der Hamas ausgehandelt hatte, soll demnach den ägyptischen Geheimdienstchef Omar Suleiman treffen.
Ägyptens Staatschef Hosni Mubarak hatte am Dienstagabend nach einem Treffen mit seinem französischen Amtskollegen Nicolas Sarkozy einen Drei-Punkte-Plan für ein Ende der Kämpfe im Gazastreifen vorgelegt. Der Plan sieht einen sofortigen Waffenstillstand mit begrenzter Dauer vor, damit humanitäre Korridore zur Versorgung der Zivilbevölkerung geöffnet werden können und Ägypten sich um die Aushandlung eines dauerhaften Waffenstillstands zwischen Israel und der Hamas bemühen kann. US-Außenministerin Condoleezza Rice begrüßte die ägyptische Initiative.
Der ägyptische Außenminister Ahmed Abul Gheit veranlasste unterdessen die Errichtung eines humanitären Korridors von dem ägyptischen Grenzübergang Rafah in den Gazastreifen. Gheit habe den ägyptischen Botschafter in Genf damit beauftragt, das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) um die notwendigen Vorkehrungen dazu zu bitten, erklärte Gheits Sprecher in Kairo. Auf diesem Wege sollten Hilfslieferungen in den Gazastreifen transportiert und Verletzte in Sicherheit gebracht werden.