Die Fußball-Bundesliga zu Servus-TV zu holen, wäre der erste große Deal von Didi Mateschitz mit seinem neuen Fernsehsender gewesen. Und tatsächlich verlor er das Rennen mit dem ORF nur denkbar knapp. Die zwei Millionen Euro mehr, die Red Bull geboten hatte, konnten die noch sehr geringe Reichweite sowie die Ungewissheit über Qualität und Entwicklung des Senders nicht kompensieren. | Die Bundesliga wird nun aber alles versuchen, Servus-TV mit einem Zuckerl (samstägliche Highlight-Show) bei Laune zu halten, damit sich der Mateschitz-Sender und der ORF in drei Jahren ein abermals für die Liga so gewinnträchtiges Match um die Rechte liefern. Vermutlich wäre der ORF dann ohne Chance.
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Dass Meister Salzburg ebenfalls aus dem Hause Red Bull stammt, hat die wenigsten Klubs gestört, in den Bundesländern herrscht ohnehin die Ansicht vor, dass der ORF in erster Linie ein Rapid-Sender ist. Schließlich hat der Öffentlich-Rechtliche im Sommer zwei Testspiele von Rapid live im Fernsehen übertragen.
Der heimische Sport und dessen Berichterstattung wären jedoch mit einer Vergabe der Rechte an Servus-TV noch ein Stückchen mehr redbullisiert worden. So fährt am Wochenende Red Bull Formel 1, kämpft Red Bull um den Fußball- und um den Eishockey-Titel, im Namen von Red Bull findet das Air Race statt, die Motocross-WM, außerdem wird eine Vielzahl erfolgreicher Sportler von dem Getränkekonzern gesponsert.
Problemlos könnte man Sportseiten ausschließlich mit Red Bull füllen. Und natürlich auch TV-Sendungen, wenngleich dies Servus-TV bisher nicht tut, sieht man von Talk-Formaten ab, die aus dem dem Eventtempel des Konzerns übertragen werden. Für den heimischen Sport und seine Protagonisten ist Red Bull jedenfalls ein wichtiger Geldgeber, beinahe hätte das Unternehmen nun auch den Fußball finanzkräftig unterstützt. Doch das kann ja noch werden.
Schließlich ist die Bundesliga für den ORF eher eine Prestigeangelegenheit als ein tatsächlicher Quotenbringer. Selbst das Wiener Derby hatte zuletzt nur etwa 350.000 Zuschauer, Lask-Ried am vergangenen Sonntag die Hälfte davon.
Der ursprüngliche Liga-Plan hätte dem ORF zwölf Partien zugebilligt, die absoluten Top-Spiele also, das wollte der ORF nicht. Doch warum? Weniger ist manchmal mehr. Der Öffentlich-Rechtliche argumentierte die Forderung nach einem wöchentlichen Spiel mit der Dauerhaftigkeit, und tatsächlich ist der Mensch ein Gewohnheitstier.
Dass der ORF für die Liga budgetär ans Äußerste ging, hat wohl einen anderen Grund: Konkurrenten klein zu halten.
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