Sollte die Kapitalerhöhung der OMV mit etwa 5 Millionen Aktien über die Bühne gehen, brächte das dem heimischen Mineralölkonzern rund 700 Mio. Euro. Derzeit sind die Staatsholding ÖIAG mit 35% und die aus Abu Dhabi stammende staatliche Investmentgesellschaft IPIC mit 19,56% beteiligt. Nach der Kapitalerhöhung könnten die beiden Syndikatspartner ihre Mehrheit verlieren, damit rechnet zumindest ÖIAG-Vorstand Rainer Wieltsch. Denn die ÖIAG werde keinesfalls mitmachen. Ob die IPIC mitzieht, sei noch nicht bekannt. Die Details würde der OMV-Vorstand derzeit ausarbeiten.
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Der ÖIAG-Anteil darf nicht unter 25%, jener der IPIC nicht unter 10% fallen, wurde im Syndikatsvertrag fixiert. Mit dem frischen Kapital könnte die OMV nicht nur die 1,5 Mrd. Euro schwere Petrom-Übernahme finanzieren, sondern hätte Spielraum für weitere Akquisitionen, erklärt Wieltsch. Er hofft, dass "die Kapitalerhöhung nicht allzu tiefe Spuren in den Wert der OMV-Aktie reißt".
Telekom nach Privatisierungspanne
Nach der Privatisierungspanne der Telekom Austria bleibt der ÖIAG lediglich der Weg über die Börse. Die Telekom sollte im August an die Swisscom verkauft werden, doch der Deal scheiterte bekanntlich an massivem politischen Wiederstand, nachdem Details an die Öffentlichkeit kamen. Die Staatsholding besitzt noch 47,2% an der TA und will sich vorerst von 17% trennen. Für dieses Paket erwartet sich die ÖIAG einen Privatisierungserlös von 1 Mrd. Euro. Wann dafür der richtige Zeitpunkt ist, hängt vom Kapitalmarkt ab, erklärt ÖIAG-Vorstand Peter Michaelis. Da die Verträge der Telekom-Vorstände in acht Monaten auslaufen, wird am 12. Oktober in einer außerordentlichen Vorstandssitzung über das neue Management beraten. Seit dem Telekom-Swisscom-Debakel gibt es Spekulationen, wonach Telekom-Chef Heinz Sundt und sein Vorstandskollege Stefano Colombo das Unternehmen verlassen werden. Gute Chancen, Sundt zu beerben, werden Festnetz-Vorstand Rudolf Fischer gegeben.
Angesichts der guten Unternehmens- und Kursentwicklung - trotz Panne ein Plus von 14% seit Jahresbeginn - ist jedoch auch eine Vertragsverlängerung des bestehenden Vorstandes möglich. Wieltsch ist mit der Kapitalstruktur des Unternehmens zufrieden, die Telekom könnte jederzeit einen Schritt nach Osten wagen. Ein bisschen Wehmut verspürt das ÖIAG-Duo jedoch, wenn es an den geplatzten Deal denkt, denn gemeinsam mit der Swisscom wären natürlich "mehrere Schritte möglich gewesen". Derzeit untersucht die Finanzmarktaufsicht, von wem die Insiderinformationen an die Öffentlichkeit gespielt wurden.
Post-Partner nur für Bereiche
Mittlerweile sind auch die ÖIAG-Vorstände der Meinung, dass die Post finanziell "gut unterwegs" ist. Hatte Michaelis noch vor Monaten die Post als Sanierungsfall gesehen und gemeint, ohne strategischen Partner könne der Dienstleister nicht überleben, ist er nun der gegenteiligen Ansicht - obwohl der Privatisierungsauftrag einen Teilverkauf bis 2006 vorsieht. Damit ist auch die bis vor kurzem favorisierte Variante eines Teilverkaufs an einen ausländischen Partner vom Tisch. "Die Post braucht keinen übergeordneten strategischen Partner. Sie kann mit der zu erwartenden Ebit-Marge von 5% bis 2006 gut leben", meint Michaelis nun und widerspricht damit seiner Diktion von einst und auch Post-General Anton Wais, der immer noch eine strategische Partnerschaft für sinnvoll erachtet.
Sympathien hat die ÖIAG jedoch für Kooperationen einzelner Post-Bereiche mit ausländischen Dienstleistern - "um sich gut zu positionieren". Der Vorstand müsse sich nun für die Art der möglichen Zusammenarbeit entscheiden. Wichtig ist für Michaelis, dass das neue Postgesetz darauf achtet, dass aus der Post durch eine übertriebene Auslegung des Universaldienstes kein Zuschussbetrieb wird.
VA Tech: Kein Kontakt mit GE
Es habe keinen Kontakt zu General Electric (GE) wegen eines möglichen Verkaufs der VA Tech gegeben, sagte Michaelis. Er ist bemüht, allen Gerüchten den Wind aus den Segeln zu nehmen. Wichtig sei es für den Anlagenbaukonzern, eine stabile österreichische Kernaktionärsstruktur zu finden. Dass die Kovats-Gruppe diese Auflage erfülle, sei durch die vielen Anteilszu- und -verkäufe nicht zu erkennen. Die ÖIAG erwartet sich als Signal der Stabilität, dass Kovats bei der Kapitalerhöhung mitzieht.