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Verlockende Steuerersparnis

Von Rosa Eder-Kornfeld

Wirtschaft
Geld zurück : GmbHs können ihr Stammkapital durch Einlagenrückzahlung herabsetzen.
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Auch bestehende GmbHs können Kapital auf 10.000 Euro reduzieren.


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Wien. Seit Inkrafttreten der GmbH-Reform am 1. Juli 2013 machen bestehende GmbHs vermehrt von der sich neu eröffnenden Möglichkeit Gebrauch, ihr Stammkapital auf den nun mit 10.000 Euro festgesetzten Mindestbetrag zu reduzieren. Das bestätigen Mitarbeiter beim Firmenbuchgericht.

"Es ist das eingetreten, was wir befürchtet haben", sagt Hans-Georg Kantner, Insolvenzexperte beim Kreditschutzverband 1870. Er spricht von einer "Kapitalverdünnungsmaßnahme". In Österreich gibt es rund 120.000 GmbHs. Von diesen verfügen etwa 100.000 über das bisher vorgeschriebene Mindeststammkapital von 35.000 Euro oder geringfügig darüber, so Kantner. Das habe auch damit zu tun, dass bei der Einführung des Euro der Gegenwert von 500.000 Schilling auf 35.000 Euro abgerundet wurde.

Von diesen Gesellschaften haben nach den Aufzeichnungen des KSV1870 beziehungsweise dem Firmenbuch etwa 30.000 das Stammkapital nur zur Hälfte eingezahlt. Durch die Möglichkeit einer Kapitalherabsetzung auf 10.000 Euro ergebe sich die eminente Gefahr, dass den Unternehmen bis zu einem Betrag von 2,5 Milliarden Haftkapital und damit Eigenmittel entzogen werden könnte, warnt Kantner. Dabei sei schon berücksichtigt, dass die circa 20.000 GmbHs, die heute schon über ein höheres als das gesetzliche Mindestkapital verfügen, von einer Kapitalherabsetzung wohl eher nicht Gebrauch machen werden.

Kapitalertragsteuer sparen

Durch eine Kapitalherabsetzung können bestehende GmbHs jedenfalls Geld steuerfrei an ihre Gesellschafter auszahlen, denn eine Einlagenrückzahlung stellt eine steuerneutrale Vermögensumschichtung dar. Bei Gewinnausschüttungen hingegen fällt die 25-prozentige Kapitalertragsteuer (KESt) an. Bei 25.000 Euro wären das 6250 Euro an KESt, die man sich durch eine Kapitalherabsetzung in gleicher Höhe ersparen würde.

Thomas Eidher, Partner der Wiener Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungskanzlei Moore Stephens City Treuhand, weist allerdings darauf hin, dass die Durchführung einer ordentlichen Kapitalherabsetzung nicht ganz einfach und darüber hinaus auch kostenintensiv ist. So muss etwa eine notariell zu beurkundende Generalversammlung einberufen werden, und der Gesellschaftsvertrag ist abzuändern.

Das GmbH-Gesetz verlangt überdies die Ankündigung der beabsichtigten Kapitalherabsetzung im Firmenbuch und eine Sperrfrist von drei Monaten, in der die Gläubiger die Bezahlung der Forderung oder zusätzliche Sicherheiten verlangen können.

Bilanzbild verbessern

Dieses Prozedere bleibt einer GmbH erspart, wenn sie die Kapitalherabsetzung zum Ausgleich oder zur Verringerung eines verwendet. Diese Form der "Bilanzbildgestaltung" sei "überhaupt nichts Böses" und komme oftmals im Zuge von Sanierungsverfahren zur Anwendung, sagt Kantner. Laut KSV1870 hat die GmbH light noch keinen echten Gründerboom bewirkt. Von den 800 Neugründungen von GmbH light wurden im August 96 von bereits bestehenden Unternehmen gegründet. Bei 655 fungieren Personen als Gesellschafter, die bei mindestens einem weiteren Unternehmen als Eigentümer vermerkt sind oder waren, teilweise mit bis zu 30 derartigen Funktionen. "Bleiben lediglich bescheidene 49 wirkliche Newcomer", so der KSV1870 in einer Aussendung.