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"Lost in Translation" lautet der Titel eines Films von Sofia Coppola, in dem (eine zugegebenermaßen grob verkürzte Inhaltsangabe) zwei Ausländer in Tokio sich aneinander festhalten, um nicht in der fremden Sprache unterzugehen.
"Lost in Translation" (verloren in der Übersetzung) nennt sich auch die "Musik-Viertelstunde" im "Radiokolleg" auf Ö1 diese Woche. Darin geht es um die Übersetzung von Opernlibretti. Aber was wollte Gestalterin Renate Burtscher mit diesem Titel sagen? Dass man als Übersetzer in einem Libretto verloren geht oder dass der Operntext bei der Übersetzung verloren geht? Es ist schon richtig, man muss viel können als Opernübersetzer: etwa Klavier spielen, Noten und am besten auch Partituren lesen, musikalische Akzente erkennen, von Phrasierung und Gesang eine Ahnung haben und noch viel mehr. Kluge Leute sagten das, die selbst Opern übersetzen und/oder sich mit Opernübersetzungen analytisch auseinander setzen.
Auch über gestelztes Opern-Deutsch wurde gesprochen, über peinlich-banale Reime, falsche Syntax und Betonung, Verrat an den Noten usw. Vergleichende Textbeispiele dazu gab es, zumindest in den ersten drei Sendungen, kaum. Schade, mich hätte es interessiert. Renate Burtscher zog anscheinend die Konsequenz aus ihrer Feststellung, dass wir den Text weder im Original, noch in der Übersetzung verstünden.
Stimmt - mir geht es gar nicht selten so. Aber nicht unbedingt, weil ich die Sprache nicht verstehe, sondern die Sängerin bzw. den Sänger.