Wegen der erhöhten Inflation haben heimische Sparer heuer ein reales Minus von 7 Milliarden Euro zu verkraften.
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Für Sparer ist die Konstellation derzeit noch ungünstiger als in den vergangenen Jahren: Während die Zinsen weiter gegen null tendieren, geht es mit der geldentwertenden Inflation seit dem Frühjahr kräftig hinauf. Damit vergrößern sich die realen Verluste, mit denen sich Sparer bei ihren Einlagen und Bankguthaben schon des Längeren konfrontiert sehen. Vor diesem Hintergrund gibt es am heutigen Weltspartag auch nichts zu feiern.
Wie der Chefvolkswirt der Unicredit Bank Austria, Stefan Bruckbauer, hochgerechnet hat, wird die Rendite bei Spar- und sonstigen Einlagen 2021 mit durchschnittlich minus 2,6 Prozent deutlich negativ sein. In absoluten Zahlen bedeute das, dass der reale Wert dieser Guthaben um rund 7 Milliarden Euro schrumpfen werde, sagt der Experte zur "Wiener Zeitung". Zuvor - von 2012 (Euro-Krise) bis 2020 - habe sich der reale Verlust bei Einlagen im Schnitt auf 3,1 Milliarden Euro pro Jahr belaufen.
Auch wenn der jetzige Mix aus tiefen Zinsen und höheren Inflationsraten dafür sorgt, dass Spargelder derzeit noch mehr an realem Wert verlieren und diese Entwicklung anhalten könnte: Die meisten Privathaushalte in Österreich halten dem Sparbuch und ähnlichen Finanzprodukten die Treue. Geld auf diese Weise anzulegen, ist landesweit nach wie vor am beliebtesten. Ergebnisse einer Umfrage der Marktforscher von GfK Austria haben dies erst vorige Woche wieder bestätigt.
Statistiken der Nationalbank ist jedenfalls zu entnehmen, dass Herr und Frau Österreicher zuletzt (Ende Juni) insgesamt rund 287 Milliarden Euro in Form von Einlagen bei den Banken horteten. Das war um gut ein Fünftel mehr als vor fünf Jahren.
Corona-Krise als Treiber
Dass das klassische Sparen weiterhin hoch im Kurs steht, wobei aktuell vor allem die Virus-Krise als Treiber gilt, zeigen auch jüngste Daten, die das Linzer Imas-Institut in einer Umfrage im Auftrag von Erste Bank und Sparkassen erhoben hat. Demnach legen die Österreicher heuer monatlich im Durchschnitt 344 Euro als Sparbetrag zur Seite - um 72 Euro oder ein gutes Viertel mehr als im Vorjahr. Nach Angaben der Statistik Austria lag die Sparquote - jener Anteil des Netto-Einkommens, der gespart wird - zuletzt mit 14,5 Prozent in etwa doppelt so hoch wie in den Jahren vor der Corona-Pandemie.
Aus Umfragen geht immer wieder hervor, dass für die überwiegende Mehrheit der sparenden Österreicher kein beziehungsweise nur ein geringes Risiko und im Idealfall eine Garantie, das eingesetzte Kapital nicht zu verlieren, ausschlaggebende Motive bei Geldveranlagungen sind. Darum gilt das Sparbuch seit eh und je als des Österreichers liebste Anlageform - vor dem Bausparen, der Lebensversicherung und Wertpapieren. Jeder versteht dieses Finanzprodukt auf Anhieb. Außerdem verbrieft das Sparbuch ein hohes Maß an Sicherheit. Einen Totalverlust, wie er etwa bei Aktien möglich ist, kann es dank der Einlagensicherung, durch die pro Kopf und Bank bis zu 100.000 Euro geschützt sind, nicht geben.
Mickrige Zinssätze
Die Zinsen, die Sparer derzeit bekommen, sind freilich niedrig wie schon lange nicht. Zuletzt lag der Zinssatz für neue Spareinlagen in Österreich laut den von der Nationalbank geführten Statistiken im Durchschnitt bei 0,07 Prozent bei bis zu einem Jahr Bindung, bei 0,11 Prozent bei ein bis zwei Jahren Bindung und bei 0,45 Prozent bei mehr als zwei Jahren Bindung.
Bank-Austria-Ökonom Bruckbauer hat errechnet, dass Sparer nach zehn Jahren real auf Verlusten von 19 bis 28 Prozent sitzen, wenn sie ihr Geld zu den oben genannten 0,07 Prozent veranlagen und sich die Inflationsraten in dieser Dekade zwischen 2 und 3 Prozent bewegen.
"Es ist wichtig, den Spargedanken hochzuhalten und an die junge Generation weiterzugeben", betont Gerda Holzinger-Burgstaller, Chefin der Erste Bank Österreich, mit Blick auf den Weltspartag. "Angesichts der Inflation und der niedrigen Zinsen sollte aber über Veranlagungsalternativen nachgedacht werden. Das Sparbuch eignet sich in diesem Zinsumfeld nur noch als kurzfristige Liquiditätsreserve und nicht zur Vorsorge."
Dass etwa Wertpapiere wie Aktien, Anleihen oder Fonds viel besser abschneiden als die traditionellen Sparprodukte, untermauert auch folgende Zahl: Demnach haben die österreichischen Privathaushalte von 2012 bis 2020 immerhin einen realen Ertrag von durchschnittlich 2,3 Milliarden Euro pro Jahr mit Veranlagungen in Wertpapieren erzielt, wie Bruckbauer errechnet hat. Die besagten Realverluste von jährlich 3,1 Milliarden Euro bei Spareinlagen sind damit in dieser Zeitspanne zumindest teilweise wettgemacht worden. Nach letztverfügbaren Daten der Nationalbank - Ende 2020 - hatten die Österreicher allerdings erst 17 Prozent ihres Geldvermögens in Wertpapieren, 37 Prozent aber in traditionellen Spareinlagen.