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Die heurige Wahl der Preisträger der Fields-Medaille stimmt nachdenklich. Einerseits wurde der "Nobelpreis für Mathematik" erst jetzt, 2014, zum allerersten Mal an eine Mathematikerin vergeben. Andererseits ging er erstmals an einen Österreicher. Und der sieht keine Möglichkeit, seine Arbeit in seiner Heimat durchzuführen, weil er hier das passende Forschungsumfeld vermisst.
Der erste Grund zum Nachdenken erstaunt, aber erschüttert nicht. Da der erste Physik-Nobelpreis an eine Frau bereits 1903 (Marie Curie) vergeben wurde, überrascht es, dass die Fields-Jury mit ihrer ersten Preisträgerin bis heute gewartet hat. Es mag aber schlichtweg daran liegen, dass vor Maryam Mirzakhani keine Frau so herausragend gearbeitet hat wie sie. Dies würde wiederum die Sinnhaftigkeit politischer Bestrebungen unterstreichen, mehr Mädchen für mathematisch-naturwissenschaftliche Fächer zu interessieren.
Besorgniserregend ist dagegen der zweite Grund zum Nachdenken. Denn der an der britischen Universität Warwick tätige Mathematiker Martin Hairer sieht nach eigenen Angaben keinen Grund, nach Österreich zurückzukehren. Für sein Fach gebe es in England oder Deutschland mehr Stellen, größere Gruppen und Unis mit mehr Möglichkeiten, sich zu entfalten. Die Forschungsatmosphäre in Österreich sei weniger befruchtend, Kontakte unterhalte er hier nur mit einzelnen Kollegen.
Für ein Land, das Spitzentalente anwerben will, sich eine höhere Internationalisierung und eine Position unter den Top 5 der europäischen Wissenschaftsländer zum Ziel gesetzt hat, ist das eine vernichtende Kritik.